Worum geht es? Der Parteitag der deutschen Grünen hat am Samstag zwei Politiker des so genannten Realo-Flügels an die Spitze gewählt: den schleswig-holsteinischen Umweltminister Robert Habeck und die Bundestagsabgeordnete Annalena Baerbock.
Warum ist das bemerkenswert? Die Grünen brachen bei der Wahl gleich mit zwei Grundsätzen. Seit ihren Gründungsjahren werden sie von den beiden Flügeln der Realos und der Parteilinken geprägt. Das spiegelte sich bisher auch fast immer in der Besetzung der beiden Spitzenposten auf Bundesebene wieder. Mit der Wahl der beiden Realos rückten sie auf dem Parteitag in Hannover zum zweiten Mal von einem Grundprinzip ab. Habeck zuliebe hatte der Parteitag bereits am Freitag zudem die Trennung von Partei- und Regierungsamt aufgeweicht. Der Parteitag änderte die Satzung, um dem schleswig-holsteinischen Umweltminister eine acht Monate lange Übergangszeit zu ermöglichen, in der er sein Regierungsamt behalten darf. Habeck hatte das zur Bedingung für seine Kandidatur gemacht, um die Regierungsgeschäfte übergeben zu können.
Wofür stehen die beiden Neuen? Sowohl Habeck als auch Baerbock hatten im vergangenen Herbst für die Grünen an den Sondierungen für eine so genannte Jamaika-Koalition (Union, FDP, Grüne) teilgenommen, die letztlich scheiterten. Habeck gilt als Hoffnungsträger der Partei – seine Kandidatur für den Parteivorsitz stiess auf breite Zustimmung. Der Umweltminister im norddeutschen Bundesland Schleswig-Holstein hatte bereits federführend an der Bildung der dort regierenden Jamaika-Koalition mitgewirkt. Die 37-jährige Baerbock gilt als Klima- und Europaexpertin. Die Mutter von zwei kleinen Kindern trat unter anderem mit dem Ziel an, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern.