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SNP-Präsidentin Nicola Sturgeon bei einer Rede
Legende: Nicola Sturgeon ist seit November «First Minister», also Chefin der schottischen Regierung. Keystone

Wahlen in Grossbritannien Scottish National Party – das Zünglein an der Waage?

Das Referendum über die schottische Unabhängigkeit hat man zwar verloren. Dennoch haben die Vertreter der schottischen Nationalisten allen Grund zur Freude. Sie könnten bei der Regierungsbildung zum Zünglein an der Waage werden. Doch das ist nicht das einzig Spannende an dieser Partei.

Links und nationalistisch? Was für uns ungewohnt klingt, ist in Schottland kein Widerspruch. Dort sind es die Linken, die mehr Souveränität für ihr Land fordern – die «Scottish National Party» SNP. So haben sie bereits 1999 durchsetzen können, dass Schottland ein eigenes Parlament mit gewissen Kompetenzen bekommt.

Der Traum: Schottlands Ausstieg aus dem UK

In Schottland stellt die SNP seit 2007 die Regierung. Sie waren es, die das Referendum zur schottischen Unabhängigkeit durchgeführt haben und Ja sagten zum Austritt aus dem UK – dem Vereinigten Königreich.

Alex Salmond

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Ein Portrait von Alex Salmond
Legende: Keystone

Alex Salmond war 1979 Teil der «79 Group» und wollte die SNP klarer links positionieren. Dafür wurde er aus der Partei ausgeschlossen. Kurz darauf durfte er wieder beitreten. Er wurde später Parteichef und 2007 wählte ihn Schottland zum ersten Regierungschef der SNP.

Schottland sagte am 18. September mit 55 Prozent Nein zum Austritt – geschadet hat diese Niederlage der Unabhängigkeitspartei SNP aber nicht. Seither hat sich ihre Mitgliederzahl verdreifacht und ihre Umfragewerte sind höher denn je.

Die Flügelkämpfe innerhalb der SNP

Die heutige SNP passt ziemlich gut ins Schema einer sozialdemokratischen Partei und sieht sich in deren Tradition. So ist sie für den Atomausstieg, befürwortet die EU-Mitgliedschaft, war gegen die Beteiligung am Irak-Krieg und hat die Studiengebühren für Universitäten abgeschafft. Ihre zwei Europaabgeordneten sind im EU-Parlament in der Fraktion der Grünen.

Dies war jedoch nicht immer so. 1934 ist die SNP durch die Fusion von «National Party of Scotland» und «Scottish Party» entstanden. Doch erst in den 70er-Jahren erlangte die Partei erstmals Gewicht. Sie setzte sich dafür ein, dass Schottland über die grossen Öl-Vorkommen selbst verfügen darf und erhielt dafür einen Drittel der Stimmen.

Damals hatte sie sowohl linke als auch rechte Strömungen. Erst unter Gordon Wilson, der 1982 zum Parteichef gewählt wurde, setzte sich dann der sozialdemokratische Flügel durch. Die Partei verlor daraufhin aber wieder an Relevanz.

Seit Schottland 1999 ein eigenes Parlament hat, wurde sie wieder sichtbar. Sie gewann laufend an Zustimmung. 2007 stellte sie mit Alex Salmond erstmals den «First Minister» in der Regierung und gewann 2011 die absolute Mehrheit im schottischen Parlament.

Spezielles Wahlsystem

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Das britische Wahlsystem begünstigt grosse Parteien. Jeder Wahlkreis wählt nämlich einen Vertreter ins Parlament. Landet eine Partei in jedem Wahlkreis auf Platz 2, so erhält sie zwar viele Stimmen, aber keine Sitze.

Zünglein an der Waage im UK-Parlament

In momentanen Umfragen zur Wahl des britischen Parlaments liegen die Konservativen und Labour gleichauf. Keine Partei wird voraussichtlich das absolute Mehr erreichen. Und da kommt die SNP ins Spiel. Die SNP kann mit 40, also mit ganzen zwei Dritteln aller schottischen Sitze rechnen. Das entspricht 6 Prozent aller Parlamentssitze im UK-Parlament.

Obwohl es die Partei nur in Schottland gibt, werden sie voraussichtlich zur drittstärksten Kraft auf der Insel. Die Liberaldemokraten, die momentan mit den Konservativen eine Koalition bilden, müssen nämlich mit grossen Verlusten rechnen.

(SRF 4 News, 16.04., 17:00 Uhr)

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