Die ersten Hochrechnungen sind deutlich: Indonesien hat heute höchstwahrscheinlich Prabowo Subianto mit grosser Mehrheit zum nächsten Präsidenten gewählt.
Prabowo Subianto hat viele Gesichter. Ist er ein niedlicher, tanzender Tiktok-Opa, ein Handlanger von Diktator Suharto oder ein würdiger Nachfolger von Jokowi? Keines davon ist aber der Grund, dass er heute eine Mehrheit der Stimmen erhalten hat.
Grund ist vielmehr die Unterstützung vom amtierenden Präsidenten Joko Widodo, kurz Jokowi. Er ist bis heute bei 80 Prozent der Bevölkerung beliebt und hat bei dieser Wahl den Königsmacher gespielt. Sein Sohn, Gibran Rakabuming Raka, wird Prabowos Vizepräsident sein.
Stimmen für Prabowo sind teils eigentlich Stimmen für Jokowi
Die Indonesierinnen und Indonesier haben heute für Kontinuität gestimmt. In den letzten zehn Jahren unter Jokowi haben sie miterlebt, wie im Land neue Brücken, neue Flughäfen und eine neue Hochgeschwindigkeitsbahn entstanden sind. Indonesien ist unter dem «Infrastrukturpräsidenten» gewachsen und zu einem der dynamischsten Länder in der Region geworden. Mega-Unternehmen wie Gojek sind unter seiner Ägide gross geworden.
Ein Teil der Stimmen für Prabowo sind eigentlich Stimmen für Jokowi, der nach zehn Jahren im Amt nicht mehr antreten durfte.
Aber der 72-jährige Prabowo Subianto, vom indonesischen Militär geprägt, ist ein gewiefter Politiker und hat sich nach Jahrzehnten an die Spitze manövriert. Er wird die Präsidentschaft wohl auch mit eigenen Ideen prägen.
Prabowo früher und heute
Politologe Philips Vermonte relativiert jedoch die im Vorfeld geäusserten Ängste vor einer autoritären Präsidentschaft. «Prabowo von 2024 ist nicht mehr der Prabowo von 1998», sagt er. Auch seien die Zivilgesellschaft, die Medien und andere Institutionen weiterhin starke Gegenpole zur Exekutive.
Es war erst die dritte direkte Wahl des Präsidenten im muslimischen Indonesien, der drittgrössten Demokratie der Welt. Insgesamt waren die Wahlen frei und fair und aus demokratietheoretischer Sicht durchaus ein Vorbild für die Region.
Persönlichkeit vor Ideologien und Inhalte
Der für die indonesische Politik typische Wahlkampf drehte sich viel stärker um Persönlichkeiten als um Ideologien und Inhalte. In der Vergangenheit haben sich Kontrahenten oft später für das eigentliche Regieren zusammengeschlossen. Das könnte auch Prabowo Subianto versuchen.
Indonesien kann sich auf eine Weiterführung des bisherigen Kurses von Jokowi einstellen. Damit wäre auch der Weiterbau der neuen Hauptstadt Nusantara vorläufig sichergestellt. Das hat Prabowo Subianto zumindest versprochen.
Lukas Messmer
Südostasien-Korrespondent
