Allzu bekannt sind die beiden Hauptkandidaten den rund 22 Millionen Wahlberechtigten: Der langjährige Oppositionsführer Raila Odinga tritt bereits zum fünften Mal als Präsidentschaftskandidat an. Seine Unterstützer schätzen ihn besonders für sein Engagement für Kenias Demokratie in den 90er-Jahren.
Erinnert wird im Land aber vor allem Odingas Wahlniederlage 2007. Damals hatte Raila Odinga die Wahl wohl gewonnen, zum Sieger erklärt wurde aber sein Gegner. Das akzeptierten Odingas Anhänger nicht, es kam zu Unruhen im Land, mehr als 1000 Menschen kamen dabei ums Leben.
Nachwahl-Unruhen von 2007 verunsichern
Auch der zweite Hauptkandidat, der amtierende Vizepräsident William Ruto, spielte bei den verhängnisvollen Wahlen 2007 eine Rolle. Er wurde deswegen sogar vor dem Internationalen Strafgerichtshof angeklagt, da er zu Mord, Vertreibung und Verfolgung angestiftet haben soll.
Das Verfahren wurde eingestellt, zu viele eingeschüchterte Zeugen wollten nicht aussagen. Heute bewundern William Rutos Anhänger vor allem seinen Unternehmergeist. Der Vizepräsident präsentiert sich als hart arbeitenden Aufsteiger. Anders als sein Gegner entstammt William Ruto nicht einer einflussreichen kenianischen Familie.
Die Nachwahl-Unruhen von 2007 sitzen vielen Wählerinnen und Wählern noch in den Knochen. Allzu oft hört man in Gesprächen zum Urnengang, dass man vor allem auf Frieden hoffe und dafür bete. Auch das Misstrauen in den Wahlprozess sitzt tief. Nicht nur 2007 waren die Wahlen in Kenia von Unregelmässigkeiten überschattet. Die letzte Wahl hatte das Gericht deswegen gar für ungültig erklärt, sie musste wiederholt werden.
Kenias Wirtschaft am Boden
Auch dieses Jahr setzt Kenia auf ein elektronisches Wahlsystem. Das teure Equipment dafür macht die kenianischen Wahlen zu den teuersten Wahlen Afrikas. 2013 und 2017 hatte das elektronische Wahlsystem mehrfach versagt und auch dieses Mal haben beim Test nur 1200 der 2900 Wahlbüros die Daten erfolgreich übermittelt.
Was der neue Präsident anpacken muss, darin sind sich die meisten Kenianerinnen und Kenianer einig: die Wirtschaft. Kenias Wirtschaft liegt seit der Corona-Pandemie am Boden. Zudem wird Ostafrika und somit auch Teile Kenias von der schlimmsten Dürre seit 40 Jahren heimgesucht.
Das Leben wird mit dem Krieg in der Ukraine immer teurer. Die Inflation lag bei den Lebensmitteln im Juni bei 10 Prozent. Zudem ist Kenia hoch verschuldet. Noch-Präsident Uhuru Kenyatta hat im grossen Stil Geld von China geliehen für Infrastrukturprojekte, die der breiten Bevölkerung aber kaum zugutekommen.