Zum Inhalt springen

Header

Audio
Taiwan wählt seinen Präsidenten
Aus Rendez-vous vom 10.01.2020. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 15 Sekunden.
Inhalt

Wahlen in Taiwan Klares Signal in Richtung Peking

Tsai Ing-wens Wahlsieg in Taipeh ist ein deutliches Signal: Die Wählerinnen und Wähler wollen keine Annäherung an das chinesische Festland.

Tsai Ing-wens deutlicher Wahlsieg ist nicht zuletzt ein Signal in Richtung Peking. Die Wählerinnen und Wähler Taiwans haben sich für die china-kritische Präsidentin und ihre Politik entschieden. Einer Annäherung an China erteilen sie damit eine Abfuhr.

Dabei galt Tsais Wiederwahl noch vor einem Jahr alles andere als sicher. Viele ihrer Unterstützer rechneten damit, dass Tsai Ing-wen womöglich keine zweite Amtszeit erhalten würde. Kritik und starken Widerstand gab es etwa bei ihrer Rentenreform für Beamte und der umstrittenen Arbeitsmarktreform.

Nur 15 Länder anerkennen Taiwan

Mit der Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare legte sie sich zudem mit konservativen Wählern und Religionsgruppen an. Die Beziehungen zwischen Taipeh und Peking erreichten in ihrer Amtszeit einen Tiefpunkt.

Chinas Regierung gelang es ausserdem mehrere mit Taiwan verbündete Länder für sich zu gewinnen. Derzeit anerkennen gerade Mal 15 Nationen Taiwan diplomatisch.

Unerwartete Hilfe gab es denn auch ausgerechnet von China. Xi Jinpings Aussage, dass Taiwan wiedervereint werden müsse, verschreckte viele Taiwaner. Erst recht unter dem Modell «Ein Land, zwei Systeme» – jener Formel mit der Hongkong regiert wird. Auch die monatelangen Proteste gegen Chinas Einfluss in Hongkong dürften Tsai genützt haben.

Als die Oppositionspartei Kuomintang für die Parlamentswahlen mehrere Kandidaten mit sehr engen Beziehungen zu China auf die Liste setzte, erschreckte die Partei weitere Wähler.

Peking bevorzugte Tsais Gegner

Tsais Herausforderer, Han Kuo-yu, zog mit seiner saloppen Art und frechen Sprüchen die Aufmerksamkeit der Medien auf sich. Die Mehrheit der Wähler konnte er damit offensichtlich nicht begeistern. Die chinesische Regierung hätte Han Kuo-yu als Präsidenten bevorzugt. Nun muss sie mit Tsai Ing-wen vorliebnehmen.

Zwar wird die china-kritische Tsai nicht die Unabhängigkeit ausrufen, sie anerkennt aber auch nicht den sogenannten «Konsens von 1992» an – nach diesem gibt es nur ein China, dass beide Seiten aber unterschiedlich interpretieren dürfen.

Die Beziehungen zwischen Taipeh und Peking werden in den nächsten vier Jahren wohl weiterhin kühl bleiben.

Martin Aldrovandi

Martin Aldrovandi

Auslandredaktor

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Martin Aldrovandi war von 2016 bis Sommer 2022 Korrespondent für Radio SRF in Nordostasien mit Sitz in Schanghai. Zuvor hatte er mehrere Jahre lang als freier Journalist aus dem chinesischsprachigen Raum berichtet. Nun ist er als Auslandredaktor für Radio SRF in Bern tätig.

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel