- Wegen Waldbränden müssen mehr als 20'000 Menschen die kanadische Stadt Yellowknife verlassen.
- Wer die Stadt nicht mit dem Auto verlassen kann, wird mit dem Flugzeug evakuiert.
- Kanada verzeichnet dieses Jahr eine Rekordzahl von Feuern.
Wegen der Evakuation von Yellowknife bildete sich auf der Strasse zum lokalen Flughafen eine lange Schlange von Autos. Für den Freitag waren 21 Flüge geplant, um die Menschen wegzubringen. «Wir werden so lange weitermachen, bis wir die gesamte Bevölkerung aus Yellowknife herausholen können», sagte Jennifer Young, Beamtin des Bundesstaats Nordwest-Territorien (NWT), an einer Medienkonferenz.
Die Behörden gehen davon aus, dass etwa ein Viertel der Bewohnerinnen und Bewohner der Gebietshauptstadt auf dem Luftweg evakuiert werden könnte. Möglicherweise müssten die Flüge auch am Samstag fortgesetzt werden. Bereits am Donnerstag hatten zehn Flugzeuge mit rund 1500 Passagieren den Flughafen verlassen.
Das Feuer näherte sich dem nördlichen Rand von Yellowknife bis auf 16 Kilometer. Es wird befürchtet, dass Winde die Brände in die Richtung des Highways treiben, der vom Feuer wegführt. Die Stadt sei aber nicht direkt in Gefahr, sagte Shane Thompson, ein Minister des Territoriums. «Es gibt ein sicheres Fenster, durch das die Bewohner die Stadt über die Strassen oder den Luftweg verlassen können», sagte er.
Der Highway sei die einzige Strassenverbindung in den Süden, erklärt Gerd Braune, freier Journalist in Kanada, gegenüber SRF News. «Sie führt in den Süden. Durch Gebiete, in denen es jetzt schon brennt.» Die Siedlung Enterprise, rund 300 Kilometer von Yellowknife entfernt, sei schon Anfang Woche fast völlig abgebrannt.
Wenn der Highway unpassierbar geworden wäre, hätte die ganze Evakuierung per Luftweg gemacht werden müssen, sagt Braune. «Dies wollte man vermeiden. Deshalb kam am Mittwoch die Anordnung für die Evakuierung.»
Über 1000 aktive Feuer
Die Gebietshauptstadt Yellowknife ist laut Braune nicht der einzige Ort, den die Bewohnerinnen und Bewohner verlassen müssen. Andere Orte seien bereits zuvor geräumt worden. «Man kann nur hoffen, dass es so geht wie bisher, dass niemand zu Tode kommt», sagt er.
Kanada erlebt dieses Jahr eine Rekordzahl an Waldbränden. Bislang sind mehr als 5700 Feuer ausgebrochen. Eine Fläche von mehr als 137'000 Quadratkilometern ist betroffen. Der nationale Überwachungsdienst zählte am Donnerstagabend 1046 aktive Waldbrände. Über die Hälfte davon sei ausser Kontrolle.
«Speziell dieses Jahr ist, dass es schon so früh begonnen hat», sagt Braune. Früher habe die Waldbrandsaison im Juni angefangen, der Höhepunkt sei dann im Juli oder August gewesen. Dieses Jahr seien die Feuer im Mai in mehreren Gebieten des Landes ausgebrochen, schildert er.
Trockene Böden und Gewitter
Das Frühjahr sei in vielen Regionen trocken und warm gewesen, erklärt Braune die Gründe für die frühe Waldbrandsaison. «Die Bodenvegetation ist dadurch sehr trocken. Dies stellt Brennstoff für die Waldbrände dar. Das brennt wie Zunder.» Ein Grossteil der Brände werde durch Blitzeinschläge ausgelöst. Derzeit komme es häufig zu Gewittern.
