- Weltweit ist im vergangenen Jahr einem neuen Bericht zufolge Wald einer Fläche fast so gross wie Portugal zerstört worden.
- Die Fläche, die dauerhaft verloren ging, vergrösserte sich im Vergleich zu 2023 um 1.7 auf 8.3 Millionen Hektar, wie der von Forschungsorganisationen und Verbänden veröffentlichte Waldzustandsbericht zeigt.
- 2022 waren demnach 6.6 Millionen Hektar Wälder verloren gegangen.
Dabei hatten sich unter anderem mehr als 140 Länder auf der UNO-Klimakonferenz 2021 in Glasgow eigentlich verpflichtet, die globale Waldzerstörung bis 2030 zu stoppen. 350 Millionen Hektar geschädigter Landschaften und Wälder sollten bis dahin eigentlich wieder hergestellt werden.
Tropenwälder: Zustand alarmierend
Agrarnutzung, Strassenbau oder Brennholzsammlung: Besonders alarmiert zeigen sich die Expertinnen und Experten über den Zustand der Tropenwälder. Selbst eigentlich abgelegene und unberührte Wälder hätten grossen Schaden genommen, heisst es in dem Bericht.
In Lateinamerika, Asien, Afrika und Ozeanien östlich von Australien hätten verheerende Brände 6.73 Millionen Hektar verwüstetet.
Vielfach seien die Brände absichtlich gelegt worden. Zerstörung durch Waldbrände hätten allein in den Ländern des Amazonasgebiets mehr Treibhausgase ausgestossen als ein Industrieland wie Deutschland insgesamt in einem Jahr. Die Menge, 791 Millionen Tonnen Kohlendioxid und weitere Gase, sei siebenmal so gross wie in den zwei Vorjahren jeweils im Schnitt.
«Kluft zwischen Verpflichtungen und Realität»
«Die Kluft zwischen Verpflichtungen und Realität wird jedes Jahr grösser, mit verheerenden Auswirkungen auf Menschen, Klima und Wirtschaft», sagte Studien-Mitautor Erin Matson von der für den Bericht mitverantwortlichen Beratungsfirma Climate Focus.
«Die Waldschädigung – einschliesslich der verheerenden Auswirkungen von Waldbränden – bringt die Wälder näher an einen gefährlichen Kipppunkt», erklärte der dortige Experte für Biodiversität, Ivan Palmegiani. Der Bericht «Forest Declaration Assessment» wird seit 2015 jährlich von zivilgesellschaftlichen Organisationen und Forschern herausgegeben.
Wie sehr wird wiederaufgeforstet?
Auch bei der Wiederaufforstung hinken die Staaten deutlich hinterher. So sind laut der Untersuchung auf rund 10.6 Millionen Hektar abgeholzter und geschädigter Wälder Wiederaufforstungsaktivitäten im Gang. Dies entspreche nur 5.4 Prozent der Fläche, die wieder aufgeforstet werden könnte und bleibe weit hinter den internationalen Wiederaufforstungszielen zurück. Mit zwei Dritteln dieser Fläche liegt der Grossteil in tropischen Regionen.
Die Studienautorinnen und -autoren beklagen, dass die Bemühungen zum Schutz der Wälder keine Chance hätten, solange schnelle Profite aus der Waldzerstörung belohnt würden.
Positive Entwicklungen
Doch gebe es auch Entwicklungen, die hoffen liessen. So bereite sich beispielsweise Brasilien darauf vor, nur noch Rindfleisch in die EU zu liefern, für das kein Wald zerstört worden sei – Hintergrund ist die Rodung für die Viehzucht. Die Anpassung geschehe wegen der Lieferkettengesetzgebung, nach der Menschenrechte in den Lieferketten eingehalten werden müssen.
Mehr Umweltschutzmassnahmen solle es auch etwa in der Republik Kongo geben, nachdem dort ein erstes nationales Landnutzungsgesetz verabschiedet worden sei. Zudem verwiesen die Experten auf Bemühungen der Staatengemeinschaft um eine stärkere Finanzierung von Waldschutz.