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International Was sind eigentlich Offshore-Firmen?

Die ganze Welt spricht von den «Panama Papers» – einem riesigen Datenleck über das Offshore-Konstrukt in Panama. Aber was sind Offshore-Firmen eigentlich? Und warum gibt es sie überhaupt? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum System.

Was sind eigentlich Offshore-Firmen?

Sie werden auch Briefkastenfirmen oder Domizilgesellschaften genannt. Sie haben dieselbe Rechtsform wie andere Gesellschaften, haben aber kein eigenes Personal und in der Regel auch keine eigenen Büroräume. Häufig werden sie «offshore», also in Überseegebieten mit tiefem Gewinnsteuersatz, eröffnet.

Warum gibt es die Möglichkeit, Briefkastenfirmen zu eröffnen?

Grundsätzlich sind solche Gesellschaften nicht illegal, denn es gibt durchaus legitime Gründe für deren Existenz. Der Geldwäscherei-Experte Daniel Thelesklaf nennt zwei Beispiele, wo die Gründung einer Domizilgesellschaft durchaus Sinn macht:

  • Die Nachlassregelung

    Ein Patron hat ein Familienunternehmen und sieben Kinder. Das Unternehmen würde bei seinem Tod zugrunde gehen, wenn es in sieben Teile aufgeteilt werden würde. Deshalb werden alle Aktienanteile in einer neuen Domizilgesellschaft vereint – diese Gesellschaft hat kein eigenes Personal sondern ist lediglich zur Verwaltung der Aktienanteile geschaffen worden. So bleibt das Werk des Patrons erhalten.

  • Die geheime Investition

    Angenommen, Bill Gates will eine kleine, aufstrebende IT-Gesellschaft kaufen, die ein gutes Produkt entwickelt hat. Wenn er die Kaufinteressen in seinem eigenen Namen anmeldet, wollen plötzlich alle mit aufspringen. So gründet er eine Gesellschaft, die nicht direkt in seinem Namen auftritt, damit sein Interesse nicht sofort auffällt.

Offshore-Konstrukte werden aber häufig negativ bewertet. Warum?

Weil das Instrument der Domizilgesellschaften häufig auch für betrügerische Absichten missbraucht wird. Daniel Thelesklaf vergleicht das Instrument mit einem schnellen Auto:

Mit diesem Instrument ist es wie mit einem schnellen Auto – grundsätzlich ist es schön, aber es kann missbraucht werden, um mit 200 Kmh durch die Innenstadt zu fahren und damit andere Leute zu gefährden.
Autor: Daniel Thelesklaf Geldwäscherei-Experte
 Zu sehen ist eine Infografik, welche die geschriebenen Informationen beinhaltet.
Legende: Das Geschäftsmodell in einer Grafik Süddeutsche

Wenn Politiker sich bestechen lassen, so lassen sie sich die Gelder nicht direkt auszahlen, sondern lassen sie einer dieser Offshore-Gesellschaften zukommen. Gleichzeitig werden auch Steuern hinterzogen, indem eigene Vermögenswerte in solche Firmen gesteckt werden. Da die Firma nicht direkt unter dem Namen des Betrügers auftritt, bleiben diese Geldbewegungen verborgen. So wird das Instrument der Domizilgesellschaften für betrügerische Akte missbraucht.

Viele solcher Offshore-Firmen werden in Panama gegründet. Warum eigentlich?

Es gibt viele Staaten, die solche Gesellschaften anbieten. Aber nicht überall sind die Anforderungen gleich. Panama ist dabei einer der «Billiganbieter», wie Thelesklaf sagt. Dort herrschen deutlich weniger strenge Vorschriften als beispielsweise in europäischen Staaten – so gibt es Schwachstellen bei der Geldwäschereibekämpfung, vor allem weil Endkunden nicht geprüft und die Transaktionen zu wenig überwacht werden.

Video
Erste Ermittlungen eingeleitet wegen «Panama Papers»
Aus Tagesschau vom 04.04.2016.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 51 Sekunden.

Und warum taucht die Schweiz so häufig in den «Panama Papers» auf?

Die Schweiz ist Marktleaderin in der Vermögensverwaltung. Solche Gesellschaften benötigen relativ häufig Vermögensverwaltung, deshalb erstaunt es gemäss Geldwäscherei-Experte Daniel Thelesklaf nicht, dass viele Schweizer Kunden auf den Listen stehen, die an die Öffentlichkeit gelangt sind. Dies bedeute aber noch nicht, dass illegale Aktivitäten über die Schweiz abgewickelt worden seien.

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