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Weinbau in Ningxia Immer mehr guter Wein aus China – aber auch zu höheren Preisen

Denkt man an Wein, dann denkt man häufig an Frankreich, Italien oder Spanien. Oder an die Schweiz. Aber wahrscheinlich nicht an China. Doch der chinesische Weinkonzern Changyu drängt auf den europäischen Markt und ist die zweitwertvollste Weinmarke der Welt – so das Ranking der Marktanalysten von Brand Finance. Benjamin Eyssel, ARD-Korrespondent in Peking, erklärt, wieso China in Sachen Wein so vorwärtsmacht.

Benjamin Eyssel

ARD-Korrespondent in Peking

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Benjamin Eyssel berichtet seit 2021 für die ARD aus dem Studio in Peking.

SRF News: Wie hat sich die chinesische Weinbranche in den letzten Jahren entwickelt?

Benjamin Eyssel: Es wird viel Wein getrunken, es ist eine grosse Bevölkerung, und der Konsum hat in den vergangenen Jahrzehnten mit dem Wohlstand immer mehr zugenommen. Jetzt wird neben Import zunehmend auch auf chinesischen Wein gesetzt. Zunächst auf Masse, aber es gibt auch immer mehr guten Wein.

Es gibt chinesische Investoren, aber auch ausländische Investoren. Zum Beispiel produziert Moët & Chandon auch einen Schaumwein.

Ich habe mir das vor anderthalb Jahren in Ningxia, einem zentralchinesischen Landesteil, selber mal angeschaut und war dort auf einer Weinmesse. Es ist ein relativ neues Anbaugebiet. Dort hat sich in den letzten zehn Jahren die Zahl der Weingüter verdoppelt. Da gibt es jetzt etwa 200, die machen vor allem Spitzenweine, teure Weine. Es gibt chinesische, aber auch ausländische Investoren. Zum Beispiel produziert Moët & Chandon dort einen Schaumwein. Es sind aber vor allem chinesische Investoren, die zum Teil französische Chateaux nachbauen und europäische Weinmacher einkaufen, die dort dann den Wein produzieren.

Wie sind die klimatischen Bedingungen für Rebhänge auf dem Weingut, das Sie besuchten?

In Ningxia sind sie sehr gut. Deswegen kommen die Spitzenweine von dort. Es ist nicht das grösste Anbaugebiet. Im Osten Chinas, in Shandong, wird der meiste Wein angebaut in der Volksrepublik. Das war auch das erste grosse Weinanbaugebiet in China, wo Wein kommerziell produziert wurde. Experten und Winzer in Ningxia haben mir erzählt, dass die Bedingungen dort viel besser sind als in Shandong, weil es dort trockener ist.

Mit dem steigenden Nationalismus sind auch chinesische Weine im Prestige gestiegen.

Ein Grund, warum die Weine sehr teuer sind, teuer auch im Vergleich mit Importweinen aus Europa, ist, dass es dort im Winter sehr kalt ist. Es wird bis zu –25 Grad kalt. Deswegen muss man die Rebstöcke im Winter vergraben. Man bindet dabei jede einzelne Rebe auf den Boden und schüttet diese Rebstöcke mit Erde zu, sodass sie nicht erfrieren. Die muss man im Frühling dann wieder ausgraben. Das ist sehr arbeitsintensiv und macht die Weine teurer.

Wie kommt der chinesische Wein bei der einheimischen Bevölkerung an?

Gut. Wobei im hochpreisigen Segment sicherlich weiter die europäischen Weine das Nonplusultra sind. Aber wenn man sich anschaut, wie sich China in den letzten 10, 15 Jahren entwickelt hat – es ist nationalistischer geworden hier. Mit dem steigenden Nationalismus sind auch chinesische Weine im Prestige gestiegen. Experten, mit denen ich mich unterhalten habe, sagen, die können auf jeden Fall mithalten, aber sie sind eben teurer. Das dürfte gerade bei reichen Chinesinnen und Chinesen aber keine Frage sein.

Chinesische Weinkonzerne möchten auch in Europa Fuss fassen. Wie soll das funktionieren?

Das ist tatsächlich etwas paradox, weil man ja China bislang immer mit billigeren Produkten in Verbindung gebracht hat. Jetzt ist es genau andersrum, dass die Weine teurer sind. Da ist natürlich die Frage, wenn jemand bereit ist, 200, 300 Franken für eine Flasche guten französischen Weins auszugeben, ist diese Person auch bereit, dieses Geld oder sogar noch mehr für einen entsprechenden chinesischen Wein auszugeben?

Das Gespräch führte Tim Eggimann.

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SRF 4 News, 30.04.2024, 16:40 Uhr;kobt ; 

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