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Stelldichein der Erzkonservativen in Verona
Aus Echo der Zeit vom 30.03.2019. Bild: Keystone
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Weltfamilienkongress in Verona Ein dreitägiges Stelldichein christlicher Fundamentalisten

In Verona, der Stadt von Romeo und Julia, trifft sich seit Freitag der Weltkongress der Familien. Ein dreitägiges Stelldichein sehr konservativer, christlich-fundamentalistischer und zum Teil rechtsextremer Politiker, Aktivisten oder Gruppen.

Dass der Kongress in Verona stattfindet, ist nicht Romeo und Julia geschuldet, sondern einzig und allein der Lega. Denn sie regiert mit in Rom und stellt in Verona den Bürgermeister. Und der hat den Organisatoren den prächtigen Palazzo della Gran Guardia im Stadtzentrum gratis zur Verfügung gestellt.

Schwangerschaftsabbruch sei Kannibalismus

Dort treten nun bis Sonntag Referenten auf, die für die sogenannt natürlich Familie werben. Was das bedeuten könnte, zeigt ein Blick auf die Anwesenden: Zum Beispiel tritt Luca Zaia auf, der die Region Veneto seit Jahren für die Lega regiert. Zaia sagt: «Nicht die Homosexualität, sondern die Homophobie ist eine Krankheit.» Oder Matteo Salvini, der Lega-Chef betonte, an der Fristenlösung werde nicht gerüttelt.

Sprechen werden aber auch Leute mit extremen Vorstellungen, etwa Lucy Akello, Parlamentarierin aus Uganda, ein Land, in dem Homosexualität illegal ist und streng geahndet wird. Oder der russisch-orthodoxe Geistliche Dimitri Smirnov, der die Demokratie als einen Fehler und den Schwangerschaftsabbruch als Kannibalismus bezeichnet.

Feministenproteste in Verona

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Aus Protest gegen den von konservativen christlichen Gruppen organisierten Weltfamilienkongress sind am Samstag in der norditalienischen Stadt Verona Tausende Menschen auf die Strasse gegangen. Die Polizei sprach am Nachmittag von rund 20'000 Teilnehmern.

Zu der Kundgebung hatten feministische Organisationen, Gewerkschaften und linke Gruppierungen aufgerufen. Demonstranten waren aus ganz Italien angereist; an den umliegenden Parkplätzen wurden 140 Busse gezählt.

Rückfall ins Mittelalter

Dieser Kongress stand zuerst unter dem Patronat des italienischen Regierungschefs Giuseppe Conte. Als ruchbar wurde, dass auch Redner mit extremen Ansichten in Verona auftreten werden, zog Conte das Patronat über Nacht wieder zurück. Und der Koalitionspartner der Lega, die Fünf Sterne Bewegung, verhöhnte den Kongress als einen Rückfall ins Mittelalter. Auch in der Familienpolitik sind sich Lega und Cinque Stelle uneins.

Am Samstag reisten zudem Tausende Demonstranten nach Verona, um in den Gassen der Altstadt gegen patriarchale, konservative und in ihren Augen überholte Familienmodelle zu demonstrieren.

Am Betreten der Veranstaltung gehindert

In vielen Ländern Westeuropas wurden diese Debatten längst und ausgiebig geführt. Nicht aber in Italien, wo die Ehescheidung, die Fristenlösung oder gleichgeschlechtliche Partnerschaften vergleichsweise spät eingeführt wurden.

Einzelne Politiker der Lega ziehen diese Errungenschaften wieder in Zweifel. Und die Partei als Ganzes zeigt wenig Berührungsängste zu weit rechtsstehenden Gruppen und Persönlichkeiten vor allem aus den USA und Russland. Das zieht Extremisten an: so kündigte etwa die rechtsextreme italienische Splitterpartei Forza Nuova ihre Präsenz in Verona an – wurde von den Veranstaltern aber beim Betreten des Veranstaltungsortes gehindert.

Lange war auch unklar, wie sich die römisch-katholische Kirche zum sogenannten Weltkongress der Familien stellt. Sie entschied sich dazu, mit Giuseppe Zenti, dem Bischof von Verona, präsent zu sein. Und Zenti nahm pointiert gegen die Fristenlösung Stellung. Die Abtreibung sei an und für sich ein Verbrechen, sagte der Veroneser Bischof, der in einem Land tätig ist, dass die Fristenlösung 1981 per Volksentscheid legalisierte.

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