Wieso gab es so lange keine Wasserkonferenz mehr? Die Frage taucht jetzt auf der aktuellen Wasserkonferenz häufig auf. Richtig überzeugend beantwortet wurde sie nicht. Es hätten halt andere Themen im Vordergrund gestanden, wie der Klimawandel, die Migration, die Entwicklungspolitik generell oder immer neue Konflikte weltweit. Die amerikanische UNO-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield beklagt, das Thema Wasser sei viel zu lange vernachlässigt worden.
Warum gerade jetzt? Das Wasserproblem hat sich drastisch verschärft. Wegen der Bevölkerungszunahme, wegen des wirtschaftlichen Wachstums und nicht zuletzt wegen des Klimawandels. Mal gibt es viel zu viel Wasser mit sintflutartigen Regenfällen und Überschwemmungen, mal zu wenig mit langen Dürrephasen.
Zudem ist das Wasser zunehmend verschmutzt. Es steht schlecht um die weltweite Versorgung. Zwei Milliarden Menschen – also jede und jeder Vierte – haben kein sauberes Trinkwasser. Für 3.6 Milliarden Menschen fehlen einfache sanitäre Einrichtungen wie Toiletten. Und: Statt besser wird die Lage schlimmer.
Sogar der UNO-Sicherheitsrat befasst sich mit dem Thema. Wie ist das zu verstehen? Bei zahlreichen aktuellen Konflikten geht es nicht zuletzt ums Wasser: In der Auseinandersetzung zwischen Israel und Palästina etwa; beim Bürgerkrieg in Syrien; bei den Kriegen im Sahel, beim Konflikt in Jemen.
Bis 2030 soll jeder Mensch Zugang zu sauberem Trinkwasser und zu Toiletten haben. So fordern es die UNO-Nachhaltigkeitsziele. Ist das machbar? Fachleute sind wenig zuversichtlich, dass dieses Ziel erreicht wird in den noch verbleibenden sieben Jahren bis 2030. Umso mehr müsse die Staatengemeinschaft daransetzen, dass man sich wenigstens in die richtige Richtung bewegt.
Was soll denn konkret auf der UNO-Wasserkonferenz beschlossen werden? Ein globaler Wasseraktionsplan. Anders als bei den UNO-Klimazielen fehlen hier aber messbare und vor allem für sämtliche Regierungen verbindliche Vorgaben. Beim Wasser, so meinen Expertinnen und Experten, wäre es zu kompliziert, solche auszuhandeln und für alle festzulegen. Im Wasseraktionsplan geht es daher um Selbstverpflichtungen jeder einzelnen Regierung.
Genannt werden weit über einhundert einzelne Vorhaben. Vom Schutz des Wassers, zu dem sich Regierungen verpflichten, bis zu mehr internationaler Zusammenarbeit bei der Wassernutzung. Von riesigen Investitionen, etwa für sanitäre Einrichtungen, bis zum Kampf gegen Wasserverschwendung und Wasserverschmutzung und zum Klimaschutz.
An Projekten mangelt es nicht. Manche sind lokal und klein, andere länderübergreifend und riesig. Man nimmt sich viel vor, diese Woche auf der UNO-Wasserkonferenz. Entscheidend sind aber die Umsetzung und das Tempo. Es bleiben nurmehr sieben Jahre, um das UNO-Nachhaltigkeitsziel fürs Wasser zu erreichen. Noch liegt dieses Ziel in weiter Ferne. Und der Trend läuft in die falsche Richtung.
Die Vereinten Nationen und das Wasser
Welche Rolle spielt die Schweiz in der internationalen Wasserpolitik? Eine aktive. Sie engagiert sich in Ländern im Nahen Osten, in Zentralasien und Westafrika für Wasserprojekte. Als Wasserschloss Europas verfügt sie über Glaubwürdigkeit. Die Schweiz hat Abkommen ausgehandelt mit all ihren Nachbarn, wie das Wasser in Seen und Flüssen sowie das Grundwasser geregelt wird. Diese Vereinbarungen können als Muster dienen für grenzüberschreitende Lösungen anderswo.