- Jugendliche in Europa nutzen beim Geschlechtsverkehr weniger oft ein Kondom als auch schon.
- Zu diesem Schluss kommt ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO.
- Die WHO spricht von «besorgniserregend hohen Zahlen».
- Was die Nutzung von Kondomen in WHO-Ländern betrifft, so sind Schweizer Jugendliche an der Spitze.
Die Daten stammen aus einer Befragung von 242'000 Jugendlichen im Alter von 15 Jahren in 42 der 53 Länder, die zur Europa-Region der WHO gehören – darunter auch Zentralasien.
Sie zeigen den Angaben zufolge, dass der Anteil der sexuell aktiven Jungen, die beim letzten Sex ein Kondom benutzt haben, von 70 Prozent im Jahr 2014 auf 61 Prozent im Jahr 2022 gesunken ist. Bei den Mädchen sank der Wert demnach von 63 auf 57 Prozent.
Fast ein Drittel der Jugendlichen gab an, beim letzten Sex weder ein Kondom noch die Pille benutzt zu haben. Dies entspricht in etwa dem Wert von 2018. Die Verwendung der Pille blieb 2022 im Vergleich zu 2014 recht stabil. 26 Prozent der 15-Jährigen gaben an, dass sie beim letzten Sex verwendet worden sei.
Schweizer Jugendliche nutzen mehr Kondome
Bei den 15-jährigen männlichen Jugendlichen benutzten in der Schweiz zum Befragungszeitpunkt im Jahr 2022 rund 22 Prozent kein Kondom beim letzten Geschlechtsverkehr. Die Schweiz lag beim Vergleich damit bei denjenigen Ländern, bei denen dieses Verhütungsmittel häufiger eingesetzt wurde.
Zur WHO-Studie
In Schweden dagegen gaben hingegen 43 Prozent an, kein Kondom benutzt zu haben. Bei den gleichaltrigen Mädchen in der Schweiz nutzten 28 Prozent beim letzten Geschlechtsverkehr kein Kondom. 77 Prozent der Mädchen in diesem Alter gaben zudem an, keine Pille zur Verhütung zu benutzen.
«Unzureichende Sexualaufklärung»
Die Rate an ungeschütztem Sex sei «besorgniserregend hoch», teilte die WHO Europa mit. Florian Vock, Leiter Prävention der Aidshilfe Schweiz differenziert: «Ich glaube, man kann das gar nicht so gut vergleichen, weil die Kulturen sehr unterschiedlich sind. Und Sexualität ist eine sehr kulturell geprägte Sache.»
Für die Aidshilfe Schweiz ist die Situation nicht «per se oder im allgemeinen» so besorgniserregend. «Heute sind Kondome nicht einfach die Lösung für alles und für alle und für jede Situation. Und darum sind solche Aussagen über die Jugend nicht sehr hilfreich», sagt Vock vor allem mit Blick auf die Schweiz. Es gebe verschiedene Situationen, wo verschiedene Strategien zur Verhütung gut funktionieren.
Sogar Kondome kosten in der Schweiz. Und auch die Antibabypille kostet viel zu viel Geld.
Hierzulande sieht Vock daher die Herausforderung der Aufklärungsarbeit eher in der mangelnden Förderung weiterer Arten von Verhütungsmitteln. «Der Zugang zu Schutzmitteln für junge Menschen ist viel zu kompliziert und meistens kostet es was. Sogar Kondome kosten in der Schweiz. Und auch die Antibabypille kostet viel zu viel Geld», sagt Vock. Weiter koste das Testen zu viel. «Da kann man noch so viel Aufklärung betreiben. Natürlich werden die Jungen das dann nicht nutzen können, weil ihnen einfach das Geld fehlt.»
Auswirkungen auf Bildung und Gesundheitskosten
Global sind die Probleme breiter gefächert als in der Schweiz. WHO-Europa-Direktor Hans Kluge kritisiert, dass eine altersgerechte umfassende Sexualaufklärung in vielen Ländern weiterhin vernachlässigt werde.
Unzureichende Sexualaufklärung führt nach WHO-Angaben nicht nur zu höheren Raten von sexuell übertragbaren Krankheiten und ungeplanten Schwangerschaften, sondern auch zu höheren Gesundheitskosten und Beeinträchtigungen bei den Bildungs- und Berufswegen junger Menschen.
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