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Wichtige Stimme des Landes Letzte Ehre für Frankreichs republikanisches Gewissen

Ex-Justizminister Robert Badinter schaffte in den 1980er- und 1990er-Jahren die Todesstrafe sowie den Straftatbestand Homosexualität ab. Jetzt wurde ihm in Paris die letzte Ehre erwiesen.

In Frankreich hat die Trauerfeier für den ehemaligen französischen Justizminister Robert Badinter stattgefunden, der am 9. Februar im Alter von 95 Jahren verstorben war. Staatspräsident Emmanuel Macron würdigte Badinter dabei als «grossen Humanisten und Moralisten», der sein Leben dem Kampf für das Leben gewidmet habe.

Sargträger mit dem Sarg in der Trikolore.
Legende: Die Trauerfeier fand an der Place Vendome in Paris statt. Hier ist der Sitz des Justizministeriums, wo Badinter lange gewirkt und tiefe Spuren hinterlassen hatte. Keystone/Thibault Camus

Nach Bekanntwerden von Badinters Tod vor fünf Tagen schrieb Macron auf der Plattform X, der Jurist, Autor und Politiker Badinter sei eine «Jahrhundertfigur, ein republikanisches Gewissen, der französische Geist» gewesen.

Und Premierminister Gabriel Attal schrieb: «Er hat jede Sekunde seines Lebens dem Kampf für das, was gerecht ist, gewidmet.» Die Abschaffung der Todesstrafe werde für immer sein Vermächtnis für Frankreich sein. «Wir verdanken ihm so viel», so Attal.

Badinter wurde am 30. März 1928 in Paris in eine jüdische Familie geboren. Während der nationalsozialistischen Besetzung Frankreichs lebte er mit Teilen seiner Familie mit falschen Papieren auf dem Land. Nach dem Krieg studierte Badinter Jura und arbeitete als Anwalt.

Abschaffer der Todesstrafe in Frankreich

1981 berief der damalige sozialistische Präsident François Mitterrand den Juristen an die Spitze des Justizministeriums, noch im selben Jahr wurde die Todesstrafe in Frankreich abgeschafft.

Die letzte Hinrichtung war 1977 erfolgt. «Die wirkliche politische Bedeutung der Todesstrafe liegt darin, dass sie auf der Idee beruht, dass der Staat das Recht hat, über seine Bürger zu verfügen – bis hin zum Tod», sagte Badinter 1981 in einer historischen Rede vor dem Parlament. «So fügt sich die Todesstrafe in totalitäre Systeme ein.»

Le Pen und Mélenchon ausgeschlossen

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Badinters Familie setzte durch, dass aktuelle Vertreter populistischer Parteien in Frankreich von der Trauerfeier ausgeschlossen wurden. Marine Le Pen vom Rassemblement National (früher Front National) akzeptierte den Ausschluss ohne Kommentar, wohingegen der linkspopulistische Politiker Jean-Luc Mélenchon die Ausladung als «Affront» bezeichnete.

Badinter gehörte in Frankreich zu denen, die unablässig an das finstere Kapitel Todesstrafe erinnern. Auch anderswo kämpfte er gegen die Strafe, gehörte etwa einer internationalen Kommission zur weltweiten Abschaffung der Todesstrafe an.

Gefragt als internationaler Ermittler

Als Justizminister wirkte er in Frankreich ebenso auf die Gleichstellung von Homosexuellen hin. Zudem war er international als Vermittler gefragt und leitete in den 1990er-Jahren eine Schiedskommission zur Klärung rechtlicher Fragen nach der Auflösung Jugoslawiens.

Badinter war mit der Philosophin und Frauenrechtlerin Elisabeth Badinter verheiratet.

Rendez-vous, 14.2.2024, 12:30 Uhr ; 

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