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Wirbel in der Grönland-Affäre Dänemark und die USA auf Kollisionskurs – ein Überblick

Dänemark reagiert auf die Einflussnahme durch Amerikaner in Grönland. Trumps Diplomat in Kopenhagen musste antreten.

Darum geht es: Der Streit zwischen Dänemark und den USA um die Insel Grönland hat eine neue Stufe erreicht. US-amerikanische Bürger mit Verbindung zu Präsident Donald Trump sollen versucht haben, die Beziehungen zwischen Grönland und Dänemark zu beeinflussen. Grönland ist weitgehend autonom, gehört aber offiziell zum Königreich Dänemark. Trotzdem hat Trump schon mehrfach Anspruch auf Grönland erhoben und auch den Einsatz von Gewalt nicht ausgeschlossen. Am Mittwoch hat das dänische Aussenministerium auf einen Medienbericht reagiert und den Geschäftsträger der US-Botschaft in Kopenhagen, Mark Stroh, einbestellt.

Mark Stroh
Legende: Der Geschäftsträger Mark Stroh trifft am Mittwoch, 27. August 2025 im dänischen Aussenministerium in Kopenhagen ein. Reuters/Ritzau Scanpix/Thomas Traasdahl

Der Auslöser:  Der öffentlich-rechtliche Radiosender «Dansk Radio» hat am Mittwochmorgen einen Bericht des dänischen Geheimdienstes veröffentlicht. Dieser zeigt auf, wie mindestens drei Akteure mit engen Beziehungen zu US-Präsident Donald Trump in Grönland aktiv geworden sind. Sie erstellten Namenslisten von Personen, welche die US-Pläne einer Annexion befürworten oder aber sich für die Unabhängigkeit und die Loslösung Grönlands von Dänemark einsetzen. Ebenso sollen sie sich auch sehr kritisch zu den postkolonialen Beziehungen zu Dänemark ausgesprochen haben, wie Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann erklärt.

Die Verdächtigen: Bei diesen Organisationen oder Leuten in Grönland handelt es sich unter anderem um eine Organisation mit Namen «American Daybreak». Dahinter steckt ein Investor mit engen Beziehungen zum Weissen Haus. Er sass in der früheren Trump-Administration in der US Arctic Research Commission und ist jetzt sehr aktiv in Grönlands Hauptstadt Nuuk.

So reagiert Dänemark: Grönland hat sehr scharf und sehr schnell auf die neuen Erkenntnisse reagiert. Aussenminister Lars Løkke Rasmussen machte dem einberufenen US-Geschäftsträger klar, dass solche Aktivitäten inakzeptabel seien. Im Verlauf des Tages sprach Ministerpräsidentin Mette Frederiksen zudem mit Senatsmitgliedern in Washington und fragte diese, ob sie die Berichte dementieren könnten.  Das konnten sie nicht. Es gibt aber auch republikanische Senatorinnen wie Lisa Murkowski aus Alaska, die sehr klar auf der grönländischen Seite stehen.

So reagiert Grönland: In Grönland stossen diese zum Teil offenen und auch verdeckten Avancen Washingtons zunehmend auf Unverständnis und Ablehnung. Regierungschef Jens-Frederik Nielsen betonte wiederholt, Grönland sei weder dänisch noch amerikanisch, sondern grönländisch. Vor dem US-Konsulat in Nuuk gab es in diesem Sommer grosse Proteste. Nur ganz vereinzelt gibt es Personen, die sich von der Annäherung an die USA wirtschaftliche Vorteile versprechen und sich eine Annexion vorstellen können.

Autonomie oder Unabhängigkeit: Was die Haltung der 56'000 Grönländerinnen und Grönländer zu einer Loslösung von Dänemark betrifft, so haben sie sich in den letzten 50 Jahren in Volksabstimmungen wiederholt mit grossem Mehr für weitere Unabhängigkeitsschritte eingesetzt. Die meisten seien wohl heute für eine staatliche Unabhängigkeit, schätzt Kaufmann. Gleichzeitig werde der Verbund mit dem Königreich aber auch als Sicherheitsgarantie geschätzt. Vermehrt gibt es auch Stimmen, welche zurück in die EU möchten. Grönland hatte 1985 als erstes Land überhaupt die damalige Europäische Gemeinschaft (EG) nach einer Volksabstimmung verlassen.

Echo der Zeit, 27.8.2025, 18 Uhr ; 

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