Die Trump-Administration führt einen Kampf gegen die Wissenschaft: Forschungsbudgets werden gekürzt, Forscherinnen und Forscher entlassen, Begriffe wie Gender und Klima auf die schwarze Liste gesetzt. Dieser Kahlschlag hat grosse Auswirkungen – auch in der Schweiz. Besonders stark betroffen ist die Universität Bern. Sie beteiligt sich derzeit an 15 US-Forschungsprojekten.
Und plötzlich fehlen Daten
Karin Ingold ist Politikwissenschaftlerin und Präsidentin des Oeschger-Zentrums für Klimaforschung an der Universität Bern. Seit rund 15 Jahren arbeitet sie an einem Projekt mit, das Daten zur Klimapolitik von elf verschiedenen Ländern zusammenträgt und vergleicht. Mit dabei sind auch die USA. Doch das Forschungszentrum der amerikanischen Partnerin wurde im Zuge der Budgetkürzungen geschlossen.
Damit fehlen künftig die Daten zur US-amerikanischen Klimapolitik im Datensatz. «Gerade in den Sozialwissenschaften wird sehr oft mit Daten gearbeitet, welche von Bundesämtern erhoben und den Forschenden zur Verfügung gestellt werden», sagt Karin Ingold.
Hier drohen nun grosse Lücken: Aufgrund der massiven Kürzungen im US-Bildungsministerium werden gewisse Statistiken über die Soziografie der amerikanischen Bevölkerung nicht mehr erhoben. «Es gibt Gebiete, die nicht mehr erforscht werden können, weil Daten aus den USA fehlen.»
Plötzlicher Geldstopp trifft Aids-Forschung hart
Ebenfalls stark von den US-amerikanischen Budgetkürzungen betroffen ist Gesundheitswissenschaftler Per von Groote. Er arbeitet an der Universität Bern als Programmmanager an einer internationalen Datenbank über die Verbreitung von Krankheiten wie HIV, Hepatitis und Tuberkulose.
Es gibt Gebiete, die nicht mehr erforscht werden können, weil Daten aus den USA fehlen.
Die Projekte laufen seit 19 Jahren gemeinsam mit anderen Partneruniversitäten und werden grösstenteils durch Gelder der amerikanischen Gesundheitsbehörde NIH finanziert. Für das laufende Jahr wurde jedoch keine Finanzierungszusage erteilt. Was das konkret für die Forschungsprojekte bedeutet, lässt sich noch nicht abschätzen.
«Wir erhalten Informationen meist nur aus den Nachrichten, die amerikanische Gesundheitsbehörde kommuniziert nicht direkt», sagt Per von Groote. Auch eine offizielle Arbeitsstopp-Anordnung, wie sie andere Institutionen erhalten hätten, sei nicht erfolgt. Zurzeit laufen nun Bemühungen, sich nach anderen Geldgebern umzusehen.
Düstere Jobaussichten in den USA
Wie bedrückend derzeit die Lage insbesondere für junge Forscherinnen und Forscher in den USA ist, weiss Annika Krüger. Die amerikanisch-deutsche Doppelbürgerin war bis vor kurzem noch an der University of California, Davis, und hat dort ihren Master in Umweltpolitik abgeschlossen.
Viele meiner ehemaligen Studienkolleginnen und Studienkollegen in den USA haben Mühe, einen Job im Bereich der Umweltpolitik zu finden.
Seit September doktoriert sie nun an der Universität Bern zu extremen Wetterereignissen wie Waldbränden, Dürren und Hitzewellen. Viele ihrer ehemaligen Studienkolleginnen und -kollegen in den USA hätten Mühe, einen Job im Bereich der Umweltpolitik zu finden. «Es gibt derzeit in den USA viel weniger Jobausschreibungen in unserem Forschungsgebiet», sagt Annika Krüger.
Gleichzeitig beträfen die Stellenkürzungen in den US-Forschungseinrichtungen häufig Personen, welche erst kürzlich ihren Universitätsabschluss gemacht hätten und noch in der Probezeit seien.