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Die Angst Israels vor Iran
Aus Rendez-vous vom 18.04.2018.
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Zeichen auf Sturm Iran droht Israel

Iran will sich für einen israelischen Angriff auf einen Stützpunkt in Syrien rächen. Mehrere Iraner kamen ums Leben.

Gefahr der Eskalation: Seit fast 40 Jahren, seit der iranischen Revolution, ist die Vernichtung Israels Staatsdoktrin in Iran. Doch nun ist die Gefahr einer Eskalation besonders gross. Und das wegen einer unbemannten Drohne, wie SRF-Nahostkorrespondentin Susanne Brunner erklärt. Die Drohne flog im Februar von einem iranischen Stützpunkt in Syrien nach Israel. Das israelische Militär schoss sie ab.

Provokationen können verlockend sein und einen Krieg schnell eskalieren lassen.
Autor: Susanne Brunner Nahostkorrespondentin, SRF

Drohne mit Sprengstoff: Zunächst war in Israel von einer «Aufklärungsdrohne» die Rede, die man abgeschossen habe. Vor ein paar Tagen hiess es dann, die Drohne habe Sprengstoff getragen. Dann bombardierte Israel den Stützpunkt in Syrien, von dem die Drohne gestartet war. Dabei wurden mehrere iranische Soldaten getötet. Und jetzt droht Iran, man wolle sich an Israel dafür rächen.

Zwei Frauen halten ein Plakat mit der Aufschrift «For global peace, Israel must be destroyed».
Legende: Iranerinnen protestieren gegen die Entscheidung von US-Präsident Trump, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen. Keystone

Prekäre Lage für Israel: Viele Informationen in diesem Fall seien unbestätigt, sagt Brunner. «Aber die unbemannte Drohne zeigt eben, wie verlockend Provokationen sein können und wie schnell sie einen Krieg eskalieren lassen.» Die Lage in Syrien sei für Israel prekär, denn Iran unterstütze Baschar al-Assad und habe deshalb die Hisbollah in Libanon bis auf die Zähne bewaffnet. «Diese Kämpfer haben nun Kriegserfahrung, und sie haben Raketen, die Israel treffen könnten.» In dieser Situation will Israel nicht noch mehr iranische Militärpräsenz in Syrien.

Die Sicht Irans

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Der Konflikt mit Israel stelle sich aus iranischer Sicht im Kern einfach dar, sagt Ali Vaez. Er leitet das Iran-Programm bei der International Crisis Group, einer angesehenen Denkfabrik. «Iran will zu seinem Recht kommen.» Das Land sehe sich selbst als regionale Macht mit grosser Vergangenheit und grosser Zukunft. «Damit verbunden ist der selbstverständliche Anspruch, einbezogen zu werden, wenn es darum geht, das nahöstliche Machtgefüge zu definieren.»

Doch das Gegenteil sei der Fall. Iran fühle sich ausgeschlossen. Die schiitische Regionalmacht habe nicht die modernen Waffensysteme, wie sie die USA ihren Verbündeten zu Verfügung stellen würden – Israel, Saudi-Arabien, den Emiraten, sagt Vaez. Iran habe auch nicht den Schutzschirm der Nato wie die Türkei.

Während Israel und manche der arabischen Nachbarn von iranischen Aggressionsgelüsten sprechen würden, verstehe Iran seine Aussenpolitik als eine Art vorgelagerte Verteidigung ausserhalb der Landesgrenzen. Dass Israel in der Krise um das iranische Atomprogramm das Land nicht angegriffen habe, sei in der iranischen Sicht nur den auf Israel gerichteten Raketen der Hisbollah zu verdanken, erklärt Vaez.

Er glaube zwar nicht, dass jemand gezielt die militärische Eskalation suche, aber wenn die Spannungen derart gross seien und die Kommunikationskanäle fehlen würden, wachse unweigerlich das Risiko von Fehlkalkulationen. «Das Grenzgebiet am Golan zwischen Israel und Syrien ist eines der gefährlichsten Gebiete der Region geworden.» Eine direkte Konfrontation zwischen Iran und Israel auf syrischem Territorium könnte nur noch eine Frage der Zeit sein, sagt Vaez.

Position Israels im Syrien-Konflikt: Israel hat in Syrien offenbar mehrmals Waffentransporte bombardiert, die für die Iran-nahe Hisbollah bestimmt waren, und gleichzeitig hat Israel dem syrischen Präsidenten Assad jedes Mal klargemacht, die Angriffe seien nicht gegen ihn gerichtet. «Israel steht nicht offen für oder gegen Assad», sagt Brunner dazu. Es sei von Anfang des Kriegs an ein Dilemma gewesen. «Mit Assad ist Syrien aus israelischer Sicht berechenbarer.» Ohne Assad würden islamistische Terrorgruppen Israel bedrohen. «Nun aber hält sich Assad ausgerechnet dank einem Erzfeind Israels an der Macht – und just in dem Moment will der beste Freund Israels, die USA, seine Truppen aus Syrien abziehen.»

Susanne Brunner

Susanne Brunner

SRF-Nahostkorrespondentin

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Susanne Brunner ist seit 2018 Nahostkorrespondentin für Radio SRF. Zuvor hatte sie zwölf Jahre lang die Sendung «Tagesgespräch» moderiert.

Keine Freundschaft mit Irans Gegnern: Die Präsenz Irans in Syrien gefällt auch den meisten arabischen Ländern nicht. Saudi-Arabien etwa ist ein Gegner der Iraner – ähnlich wie Israel. «Das heisst aber noch lange nicht, dass eine Freundschaft zwischen Saudi-Arabien und Israel entsteht», erklärt Brunner. Dies obwohl die beiden Länder in dieser Sache das gleiche Ziel haben.

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