- Der Einfluss Chinas auf Hollywood nimmt zu. Filme werden inhaltlich dem Gusto der Regierung in Peking angepasst.
- Diese Entwicklung macht vielen Filmemachern Sorgen.
- Auch finanziell beteiligt sich China an verschiedenen Filmen und Produktionsfirmen. Das schafft Abhängigkeiten.
Der Film hiess «Sieben Jahre in Tibet», und China protestierte laut. Doch in Hollywood kümmerte das damals, anno 1997, noch kaum jemanden. Der Streifen mit Brad Pitt wurde trotz der Kritik aus China veröffentlicht und wurde zum Kassenschlager.
Heute würden sich grosse US-Studios kaum mehr getrauen, einen Film zu realisieren, der China nicht passt, sagt Medienwissenschaftlerin und China-Expertin Aynne Kokas. Chinas Stimme habe jetzt viel mehr Gewicht in Hollywood. Denn durch die dramatisch angewachsene Mittelschicht ist China zum zweitgrössten Kino-Markt der Welt aufgestiegen.
Unkritisches China-Bild
So wird das autokratische China in heutigen US-Blockbustern teils im allerbesten Licht dargestellt: Im Film «The Martian» hilft China mit modernster Weltraum-Technologie, einen auf dem Mars verschollenen US-Astronauten zu retten. Und in «Independence Day: Wiederkehr» ziehen amerikanische und chinesische Streitkräfte Seite an Seite in den Krieg gegen die Aliens.
Heute trauen sich grosse US-Studios kaum mehr, einen Film zu realisieren, der China nicht passt.
Nicht selten sind chinesische Unternehmen oder Investoren direkt an Filmen beteiligt. Die Produktionsgesellschaft Legendary Entertainment («Jurassic World», «The Great Wall») ist beispielsweise im Besitz der chinesischen Wanda Group.
Chinesischer «Soft Power»
«Die chinesische Regierung hat klar gemacht, dass sie die so genannte <Soft Power> verstärken will», sagt Kokas. Es gehe darum, das Image das Landes zu verbessern, positive Reaktionen zu bewirken und Entscheidungen anderer Länder zu beeinflussen».
Filmproduzent Scott Rosenfelt, der Kassenschlager wie «Kevin – Allein zu Haus» produziert hat, spricht von Zensur. Er hält den chinesischen Einfluss für politisch und ethisch problematisch: «Ich spreche nicht für Legendary, aber wenn die einen Thriller drehen, und die chinesische Medienbehörde sagt, dieses oder jenes könnt ihr nicht machen, dann werden sie wohl gehorchen und den Film ändern.»
Filme werden angepasst
Tatsächlich gab es in den letzten Jahren einige auffallende Veränderungen an US-Filmen. In «Doctor Strange» wurde die Figur eines tibetanischen Mannes aus der Comic-Vorlage im Film durch eine weisse Frau (Tilda Swinton) ersetzt. Und «Red Dawn» zeigte ursprünglich Angriffe von chinesischen Streitkräften gegen die USA. Nachträglich wurden am Schnitt die chinesischen Symbole digital durch nordkoreanische ersetzt.
China beschränkt die Zahl ausländischer Filme, die im Land gezeigt werden dürfen, derzeit auf 34. Um diese Schranke zu umgehen, lassen sich US-Studios oft auf Co-Produktionen mit chinesischen Studios ein. Diese Filme gelten in China als inländisch, zugleich erhält die chinesische Medien-Behörde dadurch direkte Zensurmöglichkeiten.
Entweder man akzeptiert es, oder man bezieht Stellung.
Produzent Rosenfelt hat Zensur bei einem eigenen Filmprojekt erlebt. Er sei gebeten worden, Szenen, in denen sich chinesische Polizisten tollpatschig verhalten, umzuändern. Manche Filmemacher würden solches akzeptieren, sagt er, aber er habe sich in den letzten Jahren etwas von China zurückgezogen: «Entweder man akzeptiert es, oder man bezieht Stellung.»