In der ersten Phase des chinesischen Emissionshandelssystems geht es um den Energiesektor. Andere Industrien wie etwa Stahl oder Zement gehören noch nicht dazu.
Lina Li, Expertin für Emissionshandel beim Berliner Thinktank Adelphi, sieht es trotzdem als ersten wichtigen Schritt. «Nach den Pilotversuchen in mehreren Regionen gibt es nun eine nationale Politik, die den Energiesektor einbezieht», sagt sie. Das sei besonders wichtig, da der Energiesektor der grösste Emitter von Emissionen sei.
Anderes System als die EU
Trotzdem ist es erst ein Anfang. Verglichen mit dem Emissionshandelssystem der EU ist jenes von China weniger strikt. Zudem funktioniert es anders. Während in der EU die CO2-Obergrenze mit der Zeit sinken und die Zertifikate verknappt werden sollen, geht es bei der chinesischen Version um die Intensität der Emissionen. Also darum, wie viel CO2 pro Kilowattstunde ausgestossen wird.
In China sieht das Emissionshandelssystem also keine Obergrenze des Ausstosses vor. Entsprechend sei der wirtschaftliche Druck auf die Unternehmen auch nicht besonders hoch, betont Li. «Und die Bussen für Verstösse sind relativ moderat.» Wichtig sei nun, dass sich dies in den nächsten zwei, drei Jahren ändere und neben dem Energiesektor weitere Industrien dazu kämen.
Immerhin ein guter Anfang
Ähnlich sieht das Matthew Gray von der britischen Klima-Denkfabrik Transition Zero. Er erklärt sich die Zurückhaltung der Chinesen so: «Die Kosten des CO2-Ausstosses werden die Betriebskosten von Kohlekraftwerken erhöhen, ihre Profite nehmen ab.»
Und: «Die staatlichen chinesischen Kohle-Unternehmen haben ohnehin Finanzprobleme.» Deshalb rechne Peking mit Widerstand aus jenen Provinzen, die wirtschaftlich stark von der Kohleindustrie abhängig sind.
Gray glaubt denn auch nicht, dass die chinesische Emissionshandelsplattform dem Klima schnell viel bringen wird: «Kurzfristig wird es kaum einen Einfluss haben.» Die Anzahl der Zertifikate sei sehr grosszügig gemessen, es gebe gar ein Überangebot, deshalb seien die Preise am Anfang wohl sehr tief. «Langfristig gesehen besteht aber Hoffnung. Doch das System muss reformiert werden», so Gray.