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Zucht in der Elfenbeinküste Wenn Schnecken zum Kassenschlager werden

In Westafrika gelten Schnecken als Delikatesse. Sie könnten künftig zur Ernährungssicherheit beitragen. Aus dem Schneckenschleim wird Seife gemacht und die Tiere werden gar nach Frankreich exportiert.

Von wegen Schneckenhaus: «Schnecken sind mutige Tiere», erklärt Alexis Famy. Natürlich ziehen sich die Schnecken in der Trockenheit ins Haus zurück. «Doch wenn es regnet, kommen sie raus. Sie sind neugierig.»

In der Schneckenfarm regnet es jeden Tag. Mit der Giesskanne wässert Famy die grossen laubbedeckten Becken. Rund 20 Riesenschnecken verstecken sich pro Quadratmeter unter dem Laub. Sie werden über 350 Gramm schwer.

Riesenschnecken in der Zucht
Legende: Vielen Schweizerinnen und Schweizern läuft bei diesem Anblick nicht das Wasser im Mund zusammen. In Westafrika sind Riesenschnecken aber sehr beliebt. Samuel Burri/SRF

Gefüttert werden die Tiere mit Blättern von Pflanzen wie Süsskartoffel oder Papaya. Nach rund einem Jahr sind sie ausgewachsen.

Schnecke wird vollständig verwertet

Die Schneckenfarm in Azaguié gehört Unternehmer Bernus Bleu. Der rundliche Mann mit Brille und Hut hat vor sieben Jahren begonnen, Schnecken zu züchten. Man verwende alle Teile der Schnecke, erklärt Bleu: «Das Fleisch zum Essen, den Schleim für Kosmetikprodukte, die Schale für Tierfutter – weil sie aus Kalzium ist. Nichts wird weggeworfen.»

Bernus Bleu
Legende: Der Unternehmer Bernus Bleu sieht gewaltiges Wachstumspotenzial für das Geschäft mit den Riesenschecken – auch angetrieben vom Appetit in Europa. Samuel Burri/SRF

Der Ivorer hat mit neun Angestellten begonnen, heute beschäftigt er 100 Personen und besitzt nach eigenen Angaben die grösste Schneckenfarm Afrikas. Tonnenweise Schnecken produzieren der Betrieb und seine Zulieferer jeden Monat.

Auch Seife und Duschgel stellt Bleus Firma «Côte d’Ivoire Expertise Escargot» her. Der Schneckenschleim ist reich an Kollagen, das die Haut jung halten soll.

Produktion verzehnfacht

Ein Teil der gezüchteten Schnecken wird lebend in Nachbarländer der Elfenbeinküste exportiert, oder tiefgefroren nach Frankreich. Dort organisiert Unternehmer Bleu gar Kurse zur Schneckenzucht, mit dem Ziel, neue Schneckenfarmer zu finden: «Franzosen und Ivorer aus Frankreich sollen zu uns kommen und investieren. Es hat Platz für 100‘000 Produzenten.»

Abholzung und Pestizide setzen den Schnecken zu

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Der Verzehr von Schnecken hat Tradition in der Elfenbeinküste. Früher wurden die Schnecken während der Regenzeit im Wald gesammelt. Heute sind grosse Teile des Regenwaldes im Land verschwunden. Hauptursache ist der intensive Kakaoanbau in der Elfenbeinküste. Auch die Nutzung von Pestiziden hat dazu geführt, dass die natürliche Schneckenpopulation stark abgenommen hat. Durch Zucht sind Schnecken das ganze Jahr über auf dem Markt erhältlich. Bisher sind sie jedoch zu teuer, um einen relevanten Beitrag zur Ernährung in der Elfenbeinküste leisten zu können.

Laut der ivorischen Regierung hat sich die Schneckenproduktion in den letzten fünf Jahren verzehnfacht im westafrikanischen Land. Die Tiere könnten künftig gar einen Beitrag zur Ernährungssicherheit leisten, glaubt Firmenbesitzer Bleu.

Schnecken im Eintopf oder am Spiess

Derzeit sind sie aber vor allem eine Delikatesse. Auf dem Markt in der nahegelegenen Wirtschaftsmetropole Abidjan kostet eine Riesenschnecke rund zwei Franken – etwa doppelt so viel wie Rindfleisch.

Eine Kundin lässt sich Schnecken einpacken. Es soll Schneckeneintopf mit Gemüse zum Nachtessen geben. In Restaurants werden die Schnecken vor allem als Spiesschen angeboten.

Schnecken auf einem Markt in der Elfenbeinküste.
Legende: In der Elfenbeinküste werden Schnecken als Delikatesse angeboten – und sind entsprechend teuer. Samuel Burri/SRF

Das Fleisch ist von der Konsistenz mit Muscheln zu vergleichen, schmeckt aber erdiger und ist etwas gummig. Alexis Famy, der Schneckenbetreuer, konsumiert kaum mehr Schneckenfleisch. «Als wahrerer Ivorer liebe ich Schnecken. Doch die hier im Gehege verkaufe ich lieber, statt sie zu essen.»

Auch in Europa gelten Schnecken vielerorts als Delikatesse. In der Schweiz landen die Tiere jedoch selten auf dem Teller. Viele ekeln sich gar. Züchter Famy lacht: «Die Schweiz hinkt da wohl etwas hinterher. Aber ihr werdet schon auch noch realisieren, dass Schnecken köstlich sind.»

Rendez-vous, 08.03.2024, 12:30 Uhr

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