- «Likes» sind so etwas wie die digitale Währung auf vielen Social-Media-Plattformen.
- 80 Prozent aller Schweizer Jugendlichen liken gemäss der James-Studie täglich oder mehrmals pro Woche.
- Allein auf Facebook wird jede Minute 4 Millionen mal auf den Like-Knopf gedrückt, um Fotos oder Kommentare von anderen zu «mögen».
- Diesen Like-Knöpfen soll es in Grossbritannien künftig an den Kragen gehen. Was sagen Schweizer Experten dazu?
Von den neuen Regelungen sollen alle Internet-Konzerne oder App-Anbieter betroffen sein, die ihre Angebote Kindern und Jugendlichen in Grossbritannien zugänglich machen. Falls die Konzerne gegen diese Vorgaben verstossen, kann die Behörde Bussen bis zu 20 Millionen Euro aussprechen – bis zu 4 Prozent des Konzernumsatzes der Anbieter.
«Werte sollen von Menschen vermittelt werden»
Renanto Poespodihardjo, Leitender Psychologe an den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel, kann nachvollziehen, warum die britische Datenschutzbehörde Like-Knöpfe für Kinder verbieten will. «Kinder sind besonders schützenswürdig, weil die Gehirnentwicklung noch Zeit benötigt, um eine angemessene Hinterfragung der Situation möglich zu machen. Kinder sind darauf angewiesen, dass Werte von den Menschen vermittelt werden, die da sind – und nicht von einem Automatismus, aufgrund dessen sie sagen: Das muss ja stimmen, wenn 100'000 das sagen, ist es schon das Richtige.»
SRF-Digitalredaktor Guido Berger sagt, auch Internet-Konzerne könnten sich ein Internet ohne Likes vorstellen: «Auf vielen Plattformen ist das Like eine wichtige Währung, vielleicht die wichtigste Währung. Es wurde auch schon von Leuten, die solche Dienste wie Instagram oder Twitter anbieten, laut drüber nachgedacht, ob es diese Likes wirklich braucht, damit die Nutzer Freude haben an diesen Diensten. Ich kann mir durchaus eine Welt ohne diese Knöpfe vorstellen.»
Jugendliche: «Nicht schlimm, wenn es Likes nicht mehr gibt»
In einer Strassen-Umfrage der Tagesschau bei Kindern und Jugendlichen in der Schweiz sagen viele, dass sie gut auf Like-Knöpfe verzichten könnten: «Mir geht es nicht darum, wie viele Likes ich bekomme, sondern eher, dass ich meine Bilder mit meinen Kollegen teilen kann», sagt die 17-jährige Schülerin Gionina Altmeyer aus Hombrechtikon. «Wenn sie etwas dazu zu sagen haben, können sie das auch persönlich tun.»
Leon Rossi (13) aus Zürich findet: «Ich like nicht so viel. Aber auf Youtube würde es schon fehlen, wenn man sagen möchte, dass man ein Video gut gefunden hat.» Veit Böstel (12) aus Baden meint: «Für mich ist es nicht schlimm, wenn es die Like-Buttons nicht mehr gibt. Es muss einfach mir gefallen.» Der 17-jährige Lernende Ryan Landis aus Benglen findet jedoch: «Gäbe es diese Likes nicht mehr, bringt es nicht mehr viel. Denn aus irgendeinem Grund postest du etwas ja.»
Die britische Datenschutzbehörde ICO sammelt bis Ende Mai Feedbacks zu den neuen Regelungen und hofft, dass diese noch 2019 durchs britische Parlament bringen zu können, damit sie Ende Jahr gültig sind.
«Wir haben es mit einer vernetzten jungen Generation zu tun», sagt ICO-Chefin Elizabeth Denham gegenüber dem Newscientist. «Das Internet und all seine Wunder durchdringen ihren kompletten Alltag. Wir sollten unsere Kinder nicht daran hindern, dies alles zu nutzen, aber wir müssen dafür sorgen, dass sie geschützt sind, wenn sie das tun. Diese Regelungen tun das.»