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Zwangsverwaltetes Katalonien «Die Unabhängigkeitsbefürworter müssen sich positionieren»

SRF News: Die Anordnungen für die katalanische Verwaltung kommen ab heute aus Madrid. Machen Carles Puigdemont und die Behörden da mit?

Julia Macher: Das wird sich zeigen. In einer Fernsehansprache hat Puigdemont zu «demokratischer Opposition» aufgerufen. Das ist ein ziemlich schwammiger Begriff. Er geht zwar nicht ganz so weit wie «ziviler Widerstand», den radikale Unabhängigkeitsbefürworter gefordert haben. Fakt ist, dass die Regionalregierung nicht genau weiss, wie sie diese Phrase umsetzen soll. Die erste Frage wird heute sein, ob die Politiker in ihren Büros erscheinen. Die katalanische Landespolizei sollte sie eigentlich daran hindern.

Die abgesetzte Regierung hat sich offenbar übers Wochenende in ein Landhaus zurückgezogen, um zu beraten.

Die zweite Frage ist, ob die Ministerien von Unabhängigkeitsbefürworten blockiert werden. Übers Wochenende hat sich offenbar die abgesetzte Regierung in ein Landhaus zurückgezogen, um darüber zu beraten. Es ist wenig nach aussen gedrungen. Bei diesem Treffen auf dem Land waren auch die Unabhängigkeitsplattformen dabei, welche die Demonstrationen jeweils organisieren.

Viele Menschen haben diese dramatische Geste – die Ausrufung der Republik – geschätzt, aber es gibt keinen Plan, wie man diese Republik ohne eine Art von internationaler Unterstützung und gegen den Willen Spaniens realisieren könnte.

Am Wochenende gab es grosse Demonstrationen gegen die katalanische Abspaltung und für die spanische Einheit: Was kann Puigdemont tun, um die Leute auf seinen politischen Kurs zu bringen?

Am Wochenende haben jene Katalanen demonstriert, die sich nicht von der separatistischen Regierung repräsentiert gefühlt haben. Sie waren immer gegen die Idee einer Loslösung von Spanien. Diese Leute wird er nicht auf seinen Kurs bringen können. Mein Eindruck ist auch, dass es bei anderen, bei solchen, die mit einer Unabhängigkeit geliebäugelt haben, nun Bedenken gibt, ob das überhaupt durchsetzbar ist. Sie haben zwar diese dramatische Geste, die Ausrufung der Republik, geschätzt, aber es gibt eigentlich keinen Plan, wie man diese Republik ohne eine Art von internationaler Unterstützung und gegen den Willen Spaniens realisieren könnte.

Wie muss man sich diese Zwangsverwaltung in Katalonien vorstellen? Was heisst das für die Arbeit der katalanischen Behörden heute und in den kommenden Wochen?

Darüber weiss man wenig. Diese Zwangsverwaltung ist eine ganz neue Massnahme in Spanien. Artikel 155 wurde bisher noch nie angewandt. Deshalb rätselt man noch, was er für Konsequenzen hat, die sich auf den Alltag der Menschen auswirken. Die Regierung in Madrid möchte, dass davon so wenig wie möglich zu spüren ist. Sie möchte auf Deeskalation setzenNicht nur die Zwangsverwaltung wurde in Madrid beschlossen, auch Neuwahlen soll es bereits im Dezember geben. Machen da die Leute der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung mit?

Mit diesem Schachzug der frühen Neuwahlen hat Mariano Rajoy grosse Unruhe in das Unabhängigkeitslager gebracht, weil sich die Unabhängigkeitsbefürworter dazu positionieren müssen, ob sie an diesen Wahlen teilnehmen, denn sie sind ja auch ein Teil der Zwangsmassnahmen. Es gibt Zeichen, die darauf hindeuten, dass sie es tun werden. Viele Menschen, mit denen ich gesprochen habe, würden teilnehmen, wenn die abgesetzte Regierung dazu aufrufen würde.

Das Gespräch führte Christina Röthlisberger.

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