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Zweite Runde Präsidentenwahl Das sind die verbliebenen Präsidentschaftskandidaten in Finnland

Nach der ersten Runde am Sonntag kommen nur noch zwei Personen für das Präsidentenamt in Finnland infrage: der Konservative Alexander Stubb und der Grüne Pekka Haavisto. Am 11. Februar findet die Stichwahl statt. Was auf den neuen Präsidenten zukommen wird, erklärt SRF-Nordeuropamitarbeiter Bruno Kaufmann. 

Bruno Kaufmann

Nordeuropa-Korrespondent

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Bruno Kaufmann berichtet seit 1990 regelmässig für SRF über den Norden Europas, von Grönland bis Litauen. Zudem wirkt er als globaler Demokratie-Korrespondent beim internationalen Dienst der SRG mit.

SRF News: Wer sind die beiden Kandidaten?

Bruno Kaufmann: Es sind zwei bewährte und aussenpolitisch sehr erfahrene Anwärter. Sowohl Alexander Stubb als auch Pekka Haavisto haben zudem viel Exekutiverfahrung. Der 55-jährige Alexander Stubb war schon Ministerpräsident. Der zehn Jahre ältere Pekka Haavisto war langjähriger Aussenminister Finnlands.

Warum haben die Finninnen und Finnen gerade diese beiden am besten bewertet?

Gut die Hälfte der Bevölkerung setzt auf sichere Karten im politischen Mittelfeld. Der konservative Stubb spricht eher Wählerinnen und Wähler rechts der Mitte an. Der Grüne Haavisto kann eher links davon punkten. Auf der Strecke blieben Kandidaten, die eher polarisierten, wie zum Beispiel Jussi Halla-aho von der Rechtsaussenpartei der Wahren Finnen.

Alexander Stubb und Pekka Haavisto stehen während der Präsidentschaftswahl in Helsinki nebeneinander.
Legende: In zwei Wochen ist die Stichwahl. Bis dahin haben der Grüne Pekka Haavisto (links) und der Konservative Alexander Stubb (rechts) Zeit für ihren Wahlkampf. EPA/Kimmo Brandt

Wurde jetzt der Rechtsrutsch der Parlamentswahl vom letzten April etwas korrigiert?

Nein. Die Präsidentenwahl in Finnland ist keine ideologische oder parteipolitische Wahl, sondern vielmehr eine Wahl des Vertrauens, der Persönlichkeit. Und hier konnten Stubb wie auch Haavisto punkten. Stubb gilt als sehr westlich orientiert und amerikafreundlich. Haavisto betont eher die klassischen nordischen Werte und hängt dem globalen Multilateralismus an. Er will eher die UNO in den Mittelpunkt seiner Politik stellen.

Wie viel Macht hat der Präsident in Finnland?

Er hat vor allem in der Aussen- und Sicherheitspolitik viel Macht. Das Staatsoberhaupt Finnlands ist zudem Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Diese Bereiche sind für die Finnen und Finninnen in der aktuellen Situation besonders wichtig. Davon zeugt auch die rekordhohe Wahlbeteiligung. Erstmals seit dem EU-Beitrittsjahr 1994/95 sind über 75 Prozent der Wahlberechtigten an die Urne gegangen.

Es ist die erste Wahl seit Finnlands Nato-Beitritt im Nachgang des Angriffs Russlands auf die Ukraine. Was sind die nächsten Baustellen, die der neue Präsident angehen muss?

Mit dem Nato-Beitritt geht Finnland nach 75 Jahren Neutralität einen neuen Weg. Er verändert die Rolle des Präsidenten, weil sich das Verhältnis zu Russland derart stark verändert. Und jetzt muss sich der künftige Präsident mit verschiedenen Fragen befassen: Will Finnland fremde Nato-Truppen beheimaten? Sollen Atomwaffen zugelassen werden?

Der gewählte Präsident muss auf die Versöhnung der politischen Lager hinwirken.

In der Aussenpolitik herrscht grosse Einigkeit. Aber innenpolitisch hat sich das Klima in Finnland verändert. Inzwischen ist eine betont rechtsbürgerliche Regierung an der Macht. Da stellt sich die Frage, ob der künftige Präsident diesen Trend noch ein bisschen verstärkt – mit dem Konservativen Stubb eher in diese Richtung oder ob sie mit dem Grünen Haavisto ein bisschen ein Gegengewicht bekommt. Wobei der gewählte Präsident auch auf die Versöhnung dieser politischen Lager hinwirken muss.

Absperrungen werden am geschlossenen Grenzkontrollpunkt Vaalimaa aufgestellt.
Legende: Russland ist der wichtigste Nachbar Finnlands mit einer gemeinsamen Grenze von über 1300 Kilometer. Die ist im Moment dicht gemacht und sehr konfliktträchtig. Im Bild wurde der Grenzkontrollpunkt Vaalimaa abgesperrt. Reuters/Lehtikuva/Lauri Heino

Das Gespräch führte Isabelle Maissen.

SRF 4 News, 29.01.2024, 06:20 Uhr ; 

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