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Tianjin: Drohnenflug über die Explosionsstelle (ohne Ton)
Aus News-Clip vom 20.08.2015.
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International Zyanid-Verseuchung in Tianjin – Grenzwert 100-fach überschritten

Ein Güterzug von einem halben Kilometer Länge, voll beladen. So viel giftiger Müll ist im nordchinesischen Tianjin in Rauch aufgegangen. Das Feuer ist gelöscht, doch für die Anwohner ist der Schrecken noch nicht vorbei. Ihr Wasser ist mit Blausäure kontaminiert.

Nach der Explosion eines Chemielagers in der chinesischen Hafenstadt Tianjin sind im Wasser der Umgebung dramatisch hohe Mengen Zyanide gefunden worden.

An einem Regenwasserrohr wurde eine Konzentration der hochgiftigen Blausäureverbindungen gemessen, welche die erlaubte Menge – je nach Agentur-Quelle – um das 277- bis 356-fache übersteigt. Ein Befund der örtlichen Umweltbehörde, der im krassen Widerspruch zu bisherigen offiziellen Verlautbarungen steht.

Ein Parkplatz mit lauter ausgebrannten Neuwagen in der chinesischen Hafenstadt Tianjin.
Legende: Zuerst gaben die Behörden Entwarnung, aber inzwischen trinkt wohl niemand mehr Wasser im Katastrophengebiet. Keystone

Am Dienstag hatte die Gesundheitsbehörde der Stadt noch mitgeteilt, dass das Trinkwasser in Tianjin den nationalen Standards entspreche und unbedenklich sei.

Politiker lamentieren und fordern

Wie diese Einschätzung zustande kam, ist angesichts der Unmengen an explodierten Giftfässern schleierhaft. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete unter Berufung auf die Regierung Tianjins, in dem ausgebrannten Lager am Hafen hätten 2500 Tonnen 40 verschiedener gefährlicher Chemikalien gelagert: 1300 Tonnen explosive Materialien, 500 Tonnen brennbare Stoffe und 700 Tonnen giftige.

Was ist Zyanid?

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Zyanide sind meist Salze, die in Verbindung mit Blausäure bestehen. Alle Zyanide der Alkali- und Erdalkalimetalle sind extrem giftig. Wozu die mehreren hundert Tonnen Zyanid gebraucht wurden, die sich im Gefahrgutlager in Tianjin befanden, ist nicht bekannt. Zyanidlösungen kommen beispielsweise beim Abbau von Edelmetallen zum Einsatz.

Das oberste Gremium der regierenden Kommunistischen Partei forderte derweil auf einer eilends einberufenen Sondersitzung, alle Regierungs- und Verwaltungsebenen müssten die Sicherheitsbestimmungen in der Industrie durchsetzen und auf deren Einhaltung dringen.

Bei der Explosion und dem Grossbrand in der vergangenen Woche kamen 114 Menschen ums Leben. Hunderte wurden verletzt, Tausende mussten ihre Wohnungen verlassen.

Künftig sollen solche Stoffe nicht mehr in der Nähe von Wohngebieten aufbewahrt werden. Die Chemieanlagen aus dem Hafen von Tianjin sollen in ein 25 Kilometer entferntes Industriegelände umziehen.

Behörde will nicht alle Anwohner entschädigen

Wie viel die Zurückbleibenden haben werden, hängt davon ab, wie sie die Stadt entschädigen wird. Laut Behörde soll nämlich nur einem Teil der Anwohner finanziell geholfen werden.

Die Stadtregierung will Wohnungen zurückkaufen, die bei dem Unglück beschädigt wurden, wie Staatsmedien berichteten. Es ist allerdings noch unklar, für wen dieses Angebot gelten soll. Insgesamt sind 17'000 Wohnungen betroffen. Umgerechnet auf die Stadt Zürich wären das nahezu zehn Prozent des gesamten Wohnraumbestands.

Zunächst sollen Experten die betroffenen Wohnungen begutachten. «Wenn die Arbeit getan ist, wird entschieden, welche Häuser abgerissen, neu gebaut oder zurückgekauft werden», sagte Tianjins stellvertretender Bürgermeister Zong Guoying.

Ob man den Bewohnern, deren Häuser abgerissen werden, neue baut, ist nicht bekannt.

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