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Jagdgesetz Verlierer: «Nicht gelungen, die Nöte in den Bergen aufzuzeigen»

Der Wolfsschutz in der Schweiz wird nicht gelockert. Die Stimmbevölkerung lehnt das Jagdgesetz mit 51.9 Prozent ab.

«Es ging nicht darum, den Wolf auszurotten»

In den Städten und im Mittelland sei es nicht gelungen, die Nöte in den Bergen aufzuzeigen. Auch die hohe Stimmbeteiligung dürfte zur Ablehnung des revidierten Jagdgesetzes beigetragen haben, vermutete der Bündner CVP-Ständerat Stefan Engler.

Auch sei es wohl nicht gelungen, aus den Köpfen zu bringen, «dass es uns nicht darum geht, den Wolf auszurotten», sagte Engler weiter. Das Resultat sei Ausdruck des völlig unterschiedlichen Problembewusstseins in den Bergen und in den Städten.

Man müsse sich nun fragen, ob man in den Bergen eine reine Wildnis wolle oder auch noch Menschen, «die hier leben und arbeiten». Die Sieger würden nun diesbezüglich eine grosse Verantwortung tragen. Die Bergbevölkerung fühle sich am heutigen Tag im Stich gelassen.

Mit seinem Entscheid habe es das Stimmvolk verpasst, den Tier- und Artenschutz zu stärken und klare Regeln für das Nebeneinander von Wolf und Nutztieren zu setzen, bedauern Jagdschweiz, der Schweizer Bauernverband und die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Berggebiete (SAB) in einer gemeinsamen Mitteilung. Ein fortschrittliches Jagdgesetz rücke nun in weite Ferne.

Das Stimmvolk habe sich leider täuschen lassen von der «millionenschweren Machtdemonstration der Tierschutz-Organisationen». Die Konflikte würden in den nächsten Jahren zunehmen und die betroffenen Älplerinnen und Älpler vor grosse Herausforderungen stellen.

«Vorlage ging zu weit»

Für den Zürcher SP-Ständerat Daniel Jositsch ist das vom Volk abgelehnte Jagdgesetz zu weit gegangen. Er anerkenne aber, dass das Problem den Berglern auf der Seele laste, sagte Jositsch als Vertreter des Nein-Komitees. Er und Pro Natura zeigten sich gesprächsbereit.

Eine vernünftige Regulierung des Wolfes sei ein berechtigtes Anliegen. Dass aber weitere Tierarten regulierbar hätten werden sollen und Wölfe schon auf Verdacht hätten zum Abschuss freigegeben werden dürfen, habe die Mehrheit des Stimmvolkes nicht goutiert.

Gegner bieten Hand

Die Gegner der Revision bieten laut Jositsch indes Hand, an einer neuen Lösung auf Basis der ursprünglichen Vorschläge des Bundesrates zu arbeiten. Es brauche nicht sehr viel, um einen guten Kompromiss zu finden für eine vernünftige Regulierung des Wolfes.

Auch Urs Leugger-Eggimann, Präsident von Pro Natura, zeigte sich gesprächsbereit. Er sei überzeugt, dass grosse Beutetiere und die Alpwirtschaft gut nebeneinander existieren können. Dazu brauche es einen guten Herdenschutz. So könnten einerseits die Bedürfnisse der Bergbevölkerung ernst genommen und gleichzeitig die Wolfsrudel erhalten werden.

Bereits in der Wintersession wollen Vertreter des Nein-Komitees eine Parlamentarische Initiative für ein «Jagdgesetz mit Augenmass» einreichen, dies im Dialog mit den Naturschutzorganisationen, aber möglichst auch mit den Jagdverbänden. Ziel sei die Regulation von Wölfen im verfassungsmässigen Rahmen und ohne Kompetenzübertragung auf die Kantone, so die Grünen in einer Mitteilung.

Abstimmungsstudio, 27.09.2020, 15 Uhr ; 

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