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Jubiläum der Furka-Dampfbahn «Man spürt die Lok, erlebt den Rhythmus und riecht ihren Duft»

Die historische Dampfbahn-Strecke von Realp (UR) nach Oberwald (VS) ist seit zehn Jahren wieder befahrbar.

Auf 2160 Meter über Meer dampft und zischt es, wenn sich eine der sechs Dampflokomotiven der Furka-Pass-Station nähert.

Lange Zeit war es still auf der historischen Bergstrecke zwischen Realp (UR) und Gletsch (VS). Seit 20 Jahren wird sie wieder befahren. Und vor zehn Jahren öffnete der Verein Dampfbahn Furka-Bergstrecke auch den letzten Abschnitt von Gletsch nach Oberwald (VS).

Vor 30 Jahren holten Bahnliebhaber zudem zwei verrostete Lokomotiven aus ihrem exotischen Exil in Vietnam zurück in die Schweizer Berge. Diese drei Jubiläen werden am Wochenende vom 22. und 23. August 2020 mit Sonderfahrten gefeiert.

Freizeit unter Volldampf

Im Führerstand einer der historischen Dampflokomotiven wird Oliver Studer stehen. Eigentlich ist er Maschineningenieur in Krattigen (BE), steuert in seiner Freizeit aber seit 18 Jahren die alten Dampfloks über den Furka-Pass.

Mit der Strecke verbindet ihn vor allem eine lange Familiengeschichte: Bereits sein Urgrossvater lenkte die Lok «Weisshorn» mit Baujahr 1902. Der Vater war viele Jahre als Heizer im Verein Dampfbahn Furka-Bergstrecke aktiv und half dem Sohn, den Kessel mit Kohlen und Holz einzufeuern.

Ich fahre die Lok, die schon mein Ugrossvater gefahren ist.
Autor: Oliver Studer Lokführer auf der Furka-Dampfbahn

Heute ist Oliver Studer Chef der 21 ehrenamtlichen Lokführer und acht Heizer. Ihn fasziniere vor allem die Technik, aber auch das Erlebnis, durch eine grandiose Gebirgswelt zu fahren und Menschen zu befördern. So spüre man die Lok, erlebe ihren Rhythmus und rieche ihren Duft.

Auf der Dampffahrt bilden Lokführer und Heizer ein Team, beide beobachten die Strecke. Und dies wird auf der Jubiläumsfahrt besonders wichtig sein: Im Wallis herrscht Waldbrandgefahr, es gilt Funkenflug zu beobachten und allenfalls zu löschen. Und so fährt hinter jeder Lok ein Löschzug mit.

Aus dem vietnamesischen Dschungel ins Schweizer Hochgebirge

Ein weiterer Eisenbahn-Enthusiast wird ebenfalls mitfeiern: Der Goldauer Manfred Willi war in den 1980er-Jahren beteiligt an der Initiative zur Rettung der Furka-Bergstrecke. Eingestürzte Tunnel, Steinschläge und Lawinenniedergänge konnten die Vereinsmitglieder nicht von ihrem Ziel - der Wiedereröffnung der historischen Strecke - abbringen.

Und auch die kritischen Stimmen, die eine Instandsetzung für unmöglich hielten, wollten sie nicht gelten lassen. «Wir wurden belächelt, aber wir hatten unser Ziel vor Augen und das spornte uns an», sagt Manfred Willi. Bahn-Enthusiasten seien ein eigenes Völkchen und eine eingeschworene Gemeinschaft.

Manfred Willis Leidenschaft für den Dampflokbetrieb über die Furka führte ihn in den 1990er-Jahren sogar nach Vietnam: Dort standen vier Loks der alten Furka-Bahn zwischen 1948 und 1975 auf einer Zahnradstrecke im Dienst und rosteten danach im feucht-heissen Klima des Dschungels vor sich hin. Die Reise nach Vietnam zur Rettung der Loks sei ein Erlebnis fürs ganze Leben gewesen, erzählt Manfred Willi. Er hat darüber auch ein Buch geschrieben.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr ; 

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