Es ist ein fast schon magischer Wert: Von total 1200 möglichen Punkten erreicht der Solothurner Schütze Jan Lochbihler 1188. In der Dreistellung über 50 Meter mit dem Gewehr knackt Lochbihler im Sommer einen Weltrekord, der 27 Jahre Bestand hatte.
Auch sonst kann sich der 27-Jährige Profi-Schiesssportler aus Holderbank über eine sehr gelungene Saison freuen, unter anderem holte er an den Europameisterschaften sechs Medaillen und erzielte auch an weiteren internationalen Wettkämpfen gute Resultate. «Ich habe eine Riesen-Saison hinter mir», sagt Lochbihler im Gespräch mit Radio SRF.
Trotzdem kann sich der Solothurner nur eingeschränkt über die Saison freuen, denn das eigentlich grösste Ziel hat er verpasst: Die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. «Ich habe jetzt Anfang 2020 noch drei Chancen die Qualifikation zu schaffen», gibt sich Lochbihler hoffnungsvoll. Allerdings wäre das anders geplant gewesen und es ist angesichts der erzielten Resultate auch ein bisschen frustrierend.
Er sei etwas hin- und hergerissen, wenn er auf die Saison zurückschaue, erzählt Lochbihler. Die ganzen Erfolge seien wahnsinnig schön gewesen, das Zittern um den nächsten Karrierehöhepunkt Olympia sei allerdings nervenaufreibend.
Einen Grund für die fehlende Konstanz während der Saison hat Jan Lochbihler mittlerweile identifiziert. «Es war eine sehr intensive Saison», sagt der 27-Jährige, der den Schiesssport seit drei Jahren als Profi betreibt. «Von Februar bis Oktober hatte ich monatlich grosse Wettkämpfe und das fast überall auf der Welt.» Die ganze Reiserei und der strenge Zeitplan hätten ihm kaum Zeit gelassen, Erlebnisse zu verarbeiten. Das könne sich dann in entscheidenden Situationen, wenn der Druck gross ist, etwas rächen.
Auch sein Trainerteam hat dieses Problem erkannt und Lochbihler nun Schies-Abstinenz verordnet. Es falle ihm nicht leicht, das Gewehr nicht anzufassen, aber der Sportpsychologe habe das so angeordnet, damit er Distanz bekomme.
Jan Lochbihler nimmt den Rat gerne an, schliesslich geht es in knapp drei Monaten um den Endspurt für Olympia. Bei seiner zweiten Teilnahme nach Rio 2016 möchte der Solothurner auf jeden Fall den Final erreichen. Und dann? «Dann ist fast alles möglich», schmunzelt Lochbihler selbstbewusst.