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Kantonsarzt Steffen «Wir möchten Lokale nicht wieder schliessen müssen»

Genf schliesst wieder Bars und Tanzlokale. Wie sieht die Situation in Basel aus? Funktioniert das Contact-Tracing ?

In den beiden Basel, vor allem in der Stadt, steigt die Zahl der Coronaerkrankten wieder an. Besonders betroffen sind Ferienrückkehrer. Allein am Samstag gab es 20 neue Fälle. Und immer muss das Team der Contact-Tracer beim Basler Gesundheitsdepartement möglichst schnell herausfinden, mit wem die Erkrankten in den Tagen zuvor engeren Kontakt hatten, um diese in Quarantäne schicken zu können. So soll die Verbreitung des Virus möglichst schnell unterbunden werden. Zuständig für die Contact-Tracer ist der Basler Kantonsarzt Thomas Steffen.

Thomas Steffen

Kantonsarzt Basel-Stadt

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Thomas Steffen ist Leiter des Kantonsärztlichen Dienstes in Basel-Stadt. Als Kantonsarzt ist er auch Teil der Krisenorganisation. Er hat sich auch intensiv mit Pandemiegeschichte beschäftigt.

Regionaljournal Basel: Herr Steffen, die Zahl der Coronaerkrankten steigt, vor allem in der Stadt. Funktioniert das Contact Tracing ?

Thomas Steffen: Am Samstag gab es auf einen Schlag 20 neue Fälle. Da mussten wir auf jenen Pool von etwa 70 Verwaltungsangstellten zurückgreifen, die wir in solchen Situationen ganz kurzfristig aufbieten können.

Wenn die Zahlen weiter ansteigen, wie lange können in Basel-Stadt die Kontakte der Erkrankten zurückverfolgt werden?

Wir wissen, dass wir pro Neuerkrankung etwa 13 Contact-Tracer brauchen. In der ersten grossen Welle haben wir auf Verwaltungsanstellte zurückgegriffen, die wegen Corona wenig zu tun hatten und auf Temporärangestellte. Wir haben sukzessive ausgebaut, wenn es nötig war. Wir und der Kanton Zug waren die einzigen Kantone, die immer versucht haben, die Spuren zurückzuverfolgen. Wir konnten das wegen unseres Systems, das erlaubt, sehr kurzfristig Personal aufzubieten.

Aber gibt es eine Schwelle, wo Sie sagen müssen, jetzt können wir die Ansteckungwege nicht mehr nachvollziehen?

Das Problem ist nicht einfach ein numerisches. Wir können recht viel Fälle bewältigen, wenn es nötig ist. Problematisch wird es vor allem dann, wenn bei mehr als der Hälfte der Fälle das Contact-Tracing nicht funktioniert, weil die Ansteckungswege zu verschlungen sind.

Ein Mitglied der bundesrätlichen Task-Force sagte vor Kurzem, ab 300 neuen Fällen pro Tag werde das Contact Tracing nicht mehr funktionieren...

Während der ersten Welle kamen wir mit der Nachverfolgung noch gut nach, als die Schweiz bei 300 Neuerkrankungen pro Tag lag...

Der Kanton Genf zieht die Schrauben wegen der steigenden Zahlen wieder an. Wie sieht es in Basel aus?

Auch wir haben den Eindruck, dass die Schutzmassnahmen bei Veranstaltungen, in Bars und einzelnen Restaurants in Basel wieder schlechter umgesetzt werden. Ich schliesse daher nicht aus, dass wir die Schraube wieder anziehen müssen, auch wieder vermehrt Bussen aussprechen werden.

In Genf werden Barbetriebe wieder bis zum 10. September geschlossen. Ist das auch für Basel möglich?

Wir hoffen, dass wir das Ruder bei uns noch herumreissen können und keine Bars schliessen müssen. Wir wissen aber nicht, wie die Situation in zwei, drei Wochen sein wird. Daher schliesse ich nichts aus.

Auf der kleinbasler Rheinuferseite startet die Kulturveranstaltung «Floss» mit klingenden Namen. Freut Sie das oder macht Ihnen das mehr Sorge?

Das ist so eine Veranstaltung, bei der der Organisator versucht, mit einem Schutzkonzept das Beste aus der Situation zu machen. Wir sind sehr offen dafür. Wir stellen auch fest, dass die meisten Veranstalter bemüht sind. Wir möchten, dass das Leben in der Stadt möglichst normal weitergeht, auch das öffentliche Leben. Aber wir leben in einer Pandemie, da nehmen Veranstalter ein beträchtliches Risiko auf sich. Und das Problem ist, dass wir heute nicht sagen können, welche Veranstaltungen in Zukunft sicher stattfinden können.

In den vergangenen Tagen konnte man lesen, dass die Ärztinnen und Ärzte das Meldeformular für Coronaerkrankte nicht oder viel zu spät ausfüllen. Ist das auch in Basel der Fall ?

Sie müssen sehen, ein Arzt hat immer zuerst den Patient oder die Patientin vor sich. Da geht schnell einmal das Meldeformular vergessen. Das ist auch in Basel so.

Das Gespräch führte Claudia Kenan.

Regionaljournal Basel; 17:30 ; 

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