Die Helikopter sind im Lötschental im Dauereinsatz. So auch die Pilotin Julie May, die seit 20 Jahren für Air Zermatt fliegt. So etwas wie in Blatten VS habe sie noch nie erlebt: «Es ist schon sehr speziell, weil es ein wunderschöner Ort gewesen ist», sagt Julie May, während sie über das zerstörte Dorf fliegt.
In den letzten Tagen hat Julie May Menschen und Tiere evakuiert, Glaziologen in das Katastrophengebiet gebracht, Material transportiert. Diese Einsätze gehen unter die Haut: «Es ist vom Gelände her nicht schwierig zu fliegen, emotional sieht es anders aus.»
«Ich kenne die Leute hier, die alles verloren haben, das geht mir nah», sagt die Pilotin. «Beim Fliegen denke ich immer wieder: Das kann nicht sein.» Manchmal brauche sie fast eine Karte, um sich zu orientieren, und zu schauen, wo das Dorf gewesen war.
Über dem verschütteten Dorf wimmelt es von Helikoptern und Drohnen am Himmel. Air Zermatt, das Militär, und auch lokale Helikopterfirmen stehen im Einsatz. Weil ein grosser Teil des Schuttkegels nach wie vor Sperrzone ist, bleibt nur der Weg über die Luft.
Das Kleine Nesthorn bröckelt immer noch. Julie May fliegt in die Nähe des Berges und zeigt auf die Steine, die herunterpoltern: «Schau, es kommen immer wieder Steine herunter. Und die Steine sind nicht klein.»
Die Gefahr des Berges bleibt, auch eine gute Woche nach der Katastrophe. Julie May und ihre Kolleginnen und Kollegen sind weiterhin gefragt.