Gleich drei Zürcher Spitäler standen im Frühling vor dem Aus: Affoltern, Uster und die kleine Privatklinik Adus im Zürcher Unterland. Gemäss der provisorischen Spitalliste des Kantons sollte Affoltern nur noch drei Jahre finanziert werden, Uster nur noch provisorische Leistungsaufträge erhalten, und Adus sollte Ende Jahr ganz eingestellt werden.
Geschlossen wird jetzt aber nur die Adus-Klinik, das hat der Zürcher Regierungsrat entschieden. Die Spitäler Affoltern und Uster können weitermachen – sie haben sich allerdings komplett neu ausgerichtet. Dahinter steckt auch Taktik der Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli.
Neue Konzepte nach dem Schock im Frühling
Die Spitäler Uster und Affoltern bemühten sich nach dem ersten Schock um neue Lösungen. So will sich Uster in Zukunft auf die ambulante Grund- und Notfallversorgung und die Altersmedizin fokussieren. Das Spital muss ausserdem seine Finanzen in den Griff bekommen. Affoltern dagegen bietet keine stationäre Grundversorgung mehr an und schliesst die ganze Chirurgie per Ende Jahr. Der Fokus liegt neu auf der Alters- und Palliativmedizin.
Als einziges Spital verliert die Adus-Klinik in Dielsdorf ihren Platz auf der Spitalliste. Die Klinik konzentriere sich viel zu sehr auf lukrative Eingriffe und betreibe «Rosinenpickerei», heisst es von der Gesundheitsdirektion. Für die Gesundheitsversorgung im Kanton sei sie nicht relevant. Die Klinik will gegen diesen Entscheid rekurrieren.
SRF News: Nathalie Rickli, noch diesen Frühling sah die Zukunft für die Spitäler in Affoltern und Uster düster aus. Nun wurden Lösungen gefunden, damit sie nicht schliessen müssen – war das eine Strategie von Ihnen, damit sich die Spitäler bewegen?
Natalie Rickli: Ohne den Entscheid im Frühling wären die Lösungen wahrscheinlich nicht möglich gewesen. Die Spitäler hatten wenig Innovatives und Koordinierendes vorgeschlagen. So konnten sie nochmals über die Bücher und ein neues Konzept vorlegen. Diese zeigen auf, wo sie mittel- und langfristig hinwollen.
Wirtschaftlichkeit ist ein wichtiges Kriterium, das erreicht werden muss.
Was heisst das konkret?
Affoltern können wir eine kurze Übergangsfrist geben, damit sie sich auf ihr neues Konzept einstellen können. Uster will mittelfristig mehr ambulante Leistungen anbieten und die stationären runterfahren. Wir geben dem Spital diese Gelegenheit, aber es muss wirtschaftlicher werden. Dieses Kriterium ist nicht erfüllt, Uster muss dafür arbeiten. Die ersten Resultate und ihre Bemühungen würdigen wir positiv.
Sind diese Auflagen nicht auch wieder wie ein Damoklesschwert, das über Uster schwebt?
Ein Stück weit natürlich schon, denn die Wirtschaftlichkeit ist ein wichtiges Kriterium, das erreicht werden muss. Aber das Spital Uster erhält wirklich die Chance, das zu erreichen. Der erste Halbjahresabschluss 2022 sieht gut aus.
Das Gespräch führte Christoph Brunner.