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Zürcher Regierung macht ernst In drei Zürcher Spitälern könnten bald die Lichter ausgehen

Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli erteilt den Spitälern Uster und Affoltern nur einen befristeten Leistungsauftrag.

Sie wurde mit Spannung erwartet – die neue Spitalliste im Kanton Zürich. Sie legt fest, welche Spitäler, Psychiatrien und Rehakliniken Grundversicherte behandeln dürfen und Geld vom Kanton erhalten. Am Dienstagmorgen liess Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (SVP) nun die Katze aus dem Sack. Drei Spitäler sind akut gefährdet. Allen voran das kleine Spital Affoltern im Knonauer Amt. Es soll die Leistungsaufträge nur noch für drei Jahre erhalten – und dies ohne Verlängerungsmöglichkeit.

Spital Affoltern hat sich neu aufgestellt

Die Fallzahlen würden zeigen, dass das Spital Affoltern keinen relevanten Anteil des Versorgungsbedarfs abdecke, heisst es in der Mitteilung der Zürcher Gesundheitsdirektion. Es bestehe langfristig keine solide Grundlage für einen wirtschaftlichen Betrieb. Natalie Rickli will dem Spital deshalb nur für drei Jahre einen Leistungsauftrag erteilen. Ab 2026 muss sich das Spital Affoltern neu orientieren. Was das konkret heisst, bleibt offen.

Spital Affoltern Eingang
Legende: 2019 stimmte die Bevölkerung aller Trägergemeinden im Konauer Amt über Zukunft des Spitals Affoltern ab. Alle 14 Gemeinden stellten sich hinter ihr Spital. Besonders deutlich war die Zustimmung etwa in den Gemeinden Rifferswil, Kappel am Albis und Hausen am Albis, sie lag dort bei über 80 Prozent. Keystone

Klar ist aber: Wer nicht auf die Spitalliste kommt, hat kaum eine Zukunft. Wer kein Geld vom Staat erhält, muss sich auf Privatversicherte konzentrieren. Ein Spital, das sich nicht auf hochspezialisierte Eingriffe oder Therapien setzt, hat kaum eine Überlebenschance. Die Bevölkerung steht aber hinter ihrem Spital in Affoltern. Vor drei Jahren sprachen sich die Stimmberechtigten deutlich dafür aus , dass das Spital neu aufgestellt werden soll. Das Spital hatte davor mit diversen Problemen zu kämpfen: zu wenig ausgelastet, zu wenig rentabel.

Spital Uster hat das Messer am Hals

Auch das Spital in Uster soll nur befristet auf die Spitalliste kommen. Es verzeichnete gemäss Mitteilung in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich hohe und tendenziell steigende Fallkosten. Ausserdem bestehe mit dem Spital in Wetzikon im Zürcher Oberland in unmittelbarer Nähe ein zweites regionales Spital mit sehr ähnlichem Leistungsangebot, wie die Zürcher Gesundheitsdirektion argumentiert.

Spitalfusion gescheitert

Box aufklappen Box zuklappen

Seit längerem wird über eine Fusion der beiden Spitäler Wetzikon und Uster diskutiert. Die Abstimmung über die Fusion der beiden Häuser hätte eigentlich 2020 erfolgen sollen. Doch daraus wurde nichts. Die Verwaltungsräte beider Spitäler haben die Fusionspläne gekippt. Die Entwicklungen im wirtschaftlichen, gesundheitspolitischen und gesellschaftlichen Umfeld seien derart mit Unwägbarkeiten belastet, dass ein Abbruch der Fusion schlussendlich weniger risikobehaftet sei als deren Fortsetzung.


Sie räumt dem Spital nun Zeit bis Ende 2025 ein, um sich neu aufzustellen. Man nehme diesen Entscheid in Uster mit Bedauern zu Kenntnis, sagt die zuständige Stadträtin Karin Fehr auf Anfrage. «Ich bin aber zuversichtlich, dass das Spital Uster den Turn Around noch schaffen kann.» Keine Zeit mehr bekommt dagegen die Adus Klinik in Dielsdorf. Sie erhält ab 2023 keine Leistungsaufträge mehr. Die Klinik sei nicht versorgungsrelevant, so die Argumentation.

Die Spitalplanung der Zürcher Regierung ist jedoch noch nicht in trockenen Tüchern: Alle involvierten Akteure haben jetzt Zeit, sich dazu zu äussern. Die Vernehmlassung dauert bis Mitte Mai. Im August will der Regierungsrat die Spitallisten 2023 dann definitiv festsetzen.

Nachrichten 15.3.2022, 11:00 Uhr ; 

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