Die Vorwürfe gegen Entsorgung und Recycling Zürich sind zahlreich: So wurden Zusatzkosten in Millionenhöhe verschleiert, Aufträge wurden unter der Hand erteilt, es gab Schwarze Kassen, teure Dienstautos und grosszügige Angebote für die Angestellten.
Die Vorwürfe bestätigen sich im 300-seitigen externen Untersuchungsbericht, den die Stadt Zürich bei Rechtsprofessor Thomas Poledna in Auftrag gegeben und diese Woche veröffentlicht hat. Welche Konsequenzen zieht die Zürcher Stadtregierung nach dieser Untersuchung? Der zuständige Stadtrat und Tiefbauvorsteher Richard Wolff (AL) nimmt Stellung.
Richard Wolff, was hat Sie am Bericht des Rechtsprofessors Thomas Poledna am meisten erstaunt?
Nebst dem Umfang von über 300 Seiten mit 500 Beilagen waren es die vielen verschiedenen Vorgehensweisen, wie Regelungen der Stadt, die für alle gelten, umgangen wurden. Wie eine eigene Welt aufgebaut wurde, die mit den Regeln der Stadt Zürich nichts mehr zu tun hatte.
Wie ist es möglich, dass 20 Jahre lang nichts bemerkt wurde, auch nicht von den verschiedenen zuständigen Stadträten?
Das ist die ganz grosse Frage, das muss man sicher noch näher anschauen. Es gab Hinweise, dass etwas faul ist. In Zukunft muss man sicher besser auf kritische Stimmen hören. Rückblickend ist ganz klar, dass man zu wenig hingesehen und zu viel vertraut hat. Man hat die Leute zu sehr machen lassen.
Was sind die Konsequenzen, welche Lehren ziehen Sie aus der ganzen Affäre?
Wir bauen das Controlling weiter aus, innerhalb des ERZ und bei der Departementsleitung. Wir haben uns auch schon personell verstärkt zum Beispiel mit einer Departementssekretärin. Das Ziel ist ganz klar: Das ERZ soll eine ganz normale Dienstabteilung werden wie jede andere auch.
Sie haben bereits im November eine «Neuorientierung des ERZ» verkündet, zusammen mit dem neuen Direktor des ERZ. Ziehen die Mitarbeiter mit? Die hatten es gut, erhielten viele Extras. Sie müssen ja eine ganz andere Betriebskultur etablieren?
Das ist der Kern der ganzen Geschichte, es braucht eine andere Betriebskultur. Das ist natürlich schwierig, wenn einem etwas weggenommen wird, ist man unzufrieden. Wir müssen aber einfach aufzeigen, dass es eigene Qualitäten hat, in der Stadt Zürich mitzuarbeiten. Auch ohne spezielle Geschenke, grosszügige Essen oder andere zusätzliche Vergünstigungen.
Das Gespräch führte Fanny Kerstein. Sie finden das Audio in voller Länge ganz oben im Artikel.