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Künstliche Intelligenz ChatGPT: Eine Maschine, die schreibt wie ein Mensch

Eine Konversation mit dem Chat-Roboter beeindruckt. Doch die polierte sprachliche Oberfläche vertuscht die Schwächen.

ChatGTP besteht aus einem einzigen Textfeld. Tippt man in dieses Feld den Satz «Wie würdest Du Dich einem Radiopublikum beschreiben?», antwortet die Software nach wenigen Sekunden: «Da ich ein Computerprogramm und kein lebender Organismus bin, kann ich mich selbst nicht direkt einem Radiopublikum beschreiben.»

Das ist beeindruckend. ChatGPT scheint die gestellte Aufgabe zu verstehen. Sie weiss, dass mit «Du» und «Dich» sie selbst gemeint ist. Sie weiss anscheinend auch, dass sie nicht sprechen kann, und dass das für ein Radiopublikum problematisch ist.

Schreibt wie ein Mensch

«Meine Hauptaufgabe besteht darin, […] möglichst natürlich klingende Antworten zu generieren», fährt die KI in perfektem Deutsch fort. Dieses Versprechen kann ChatGPT offenbar einlösen. Auch die Aufgabe, einen Brief zu texten, meistert die KI mit Bravour.

ChatGPT schreibt einen Brief

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Die Anfrage
«Bitte schreibe einen kurzen Text, in dem ich mich bei meinen Freunden für die Teilnahme an meinem Geburtstagsfest bedanke. »

 Die Antwort von ChatGPT

Liebe Freunde, 

ich möchte mich von ganzem Herzen bei euch bedanken, dass ihr an meinem Geburtstagsfest teilgenommen habt. Es hat mir wirklich sehr viel bedeutet, dass ihr alle da wart und meinen besonderen Tag mit mir gefeiert habt. 

Ich hoffe, ihr hattet genauso viel Spass wie ich und wir können bald wieder eine solche Feier veranstalten. 

Danke noch einmal von Herzen. 

Liebe Grüsse, [Dein Name] 

 

Statistik statt denken

Damit der Algorithmus so gut schreiben kann, wurde er mit Millionen von Texten trainiert. Daraus entstand ein statistisches Modell, das Wortfolgen berechnen kann. ChatGPT nutzt dazu einen sogenannten Transformer, ein neuronales Netzwerk, das 2017 von KI-Spezialisten und Programmiererinnen bei Google entwickelt wurde. Anders als die Vorgänger, stellt ein Transformer Worte in einen grösseren Zusammenhang.

Doch trotz dieser Neuerung begreift ChatGPT weder denn Sinn der Fragen noch den Sinn der eigenen Antworten. «ChatGPT ist gut für Standardtexte, da braucht man auch nicht mehr viel zu ändern», meint Benjamin Greve, Professor für Neuroinformatik an der ETH Zürich.

ChatGPT kann noch mehr als bloss Briefe schreiben, zum Beispiel Dialoge. Diese Vielseitigkeit sei neu, sagt Grewe, der selbst zu KI forscht.

ChatGPT schreibt einen Dialog

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Die Aufgabe

«Bitte schreibe eine Theaterszene, in der ein Ehepaar über das Fernsehprogramm streitet.» 

Die Antwort von ChatGPT

Ehefrau: Schau doch mal, da läuft ein interessanter Dokumentarfilm über die Entstehung des Universums.

Ehemann: Ach, ich will jetzt keinen trockenen Dokumentarfilm sehen. Lass uns lieber eine Sitcom einschalten.

Ehefrau: Aber die Sitcoms, die immer laufen, sind doch alle so albern und unterhaltsam. Ich will mich wirklich gerne mit dem Thema des Dokumentarfilms auseinandersetzen.

Ehemann: Na gut, wenn du unbedingt was Ernstes sehen willst, dann guck es dir doch einfach alleine an. Ich schalte jetzt die Sitcom ein.

Ehefrau: Du bist so egoistisch! Immer musst du deinen Willen durchsetzen. Können wir nicht wenigstens einmal das Fernsehprogramm gemeinsam auswählen?

Ehemann: Hör doch auf zu meckern. Du kannst doch einfach im anderen Zimmer fernsehen, wenn dir das Programm hier nicht gefällt.

Ehefrau: Das ist doch lächerlich. Wir sind schliesslich ein Ehepaar und sollten gemeinsam entscheiden, was wir sehen wollen.

Ehemann: Ja, ja, schon gut. Dann schauen wir eben den Dokumentarfilm. Aber nur, weil du es unbedingt willst.

Ehefrau: Danke, endlich mal ein Kompromiss. (Sie setzen sich zusammen auf das Sofa und schauen den Dokumentarfilm an.) 

Nach eigenen Angaben verfügt die KI auch über breites Wissen. Doch da versagt die Software: In der Antwort auf die Frage, wer Maja Winteler war, ist mindestens die Hälfte der Fakten falsch.

Suche mit ChatGPT: Wer ist Maja Winteler?

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Anfrage auf Englisch

«Who is Maja Winteler? »

Die Antwort von ChatGPT

Maja Winteler was the older sister of physicist and mathematician Albert Einstein.

She was born in Ulm, Germany in 1881 and died in Zurich, Switzerland in 1951.

Maja Winteler was married to Paul Winteler, and they had one son together, named Hans Albert Einstein.

Maja Winteler was not as well-known as her brother, who became one of the most famous scientists in history for his theories of relativity and his contributions to the field of physics. 

Anmerkung

Maja Winteler war die jüngere Schwester von Albert Einstein und nicht die ältere. Sie wurde in München geboren und nicht in Ulm und sie starb in Princeton und nicht in Zürich. Sie hatte keine Kinder.

Die perfekt polierte sprachliche Oberfläche täuscht über den fehlerhaften Inhalt hinweg. Dieser Eindruck wird durch andere Anfragen bestätigt: Laut ChatGPT hiess Mani Matter eigentlich Emil Rudolf Weiss und war Lehrer und Journalist – in Wirklichkeit war er Jurist und Matter sein richtiger Name.

Zukunftsmusik: persönlicher Assistent und Suchmaschine

OpenAI, das Unternehmen hinter ChatGPT, arbeitet bereits an der nächsten Version der KI, die mit einem Mehrfachen an Textmaterial trainiert wird. Leute aus dem Silicon Valley, die die neue Software schon testen konnten, sind tief beeindruckt.

Falls ChatGPT seine Kinderkrankheiten ablegen kann, hat die Software grosses Potenzial: Man könnte damit das Internet auf eine neue Art durchsuchen. Als Antwort auf eine Frage erhält man von ChatGPT einen Text, der die wesentlichen Aussagen verschiedener Quellen zusammenfasst – Zeitungsberichte, Blogposts oder Abschnitte aus der Wikipedia. Das spart das Klicken auf verschiedene Links im Suchresultat und das zeitraubende Lesen der einzelnen Artikel.

Denkbar ist auch ein persönlicher Assistent, dem man einen Auftrag gibt und der dann etwa selbständig Einladungen verschickt, Termine überwacht oder eine Reise buchen kann.

Doch davon ist die aktuelle Version 3.5 von ChatGPT noch weit entfernt. Vor deren Schwächen warnt denn auch kein Geringerer als Sam Altman, CEO bei OpenAI, in einem Tweet: «ChatGPT ist unglaublich begrenzt, aber gut genug für einige Dinge, um einen irreführenden Eindruck von Grösse zu erwecken.»

16. Dezember 2022 um 18:40 Uhr in der Sendung «Echo der Zeit» auf Radio SRF 1

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