Zum Inhalt springen

Header

Video
Der Lawinenwinter 1999 – und was heute davon bleibt
Aus Schweiz aktuell vom 22.02.2019.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 57 Sekunden.
Inhalt

Lawine Crans-Montana Plötzlich war sie da – aber warum?

Die Technik zur Erkennung von Lawinen ist besser geworden – könne aber in die Irre führen, sagt ein Sicherheitschef.

Am Hang, an dem die Lawine in Crans-Montana ausgelöst wurde, sind fixe Sprenganlagen installiert. Es wäre also möglich, dort zu sprengen und die Lawinen kontrolliert auszulösen. Trotzdem kam es am Dienstag zu der unerwarteten Lawine, die auf die Piste niederging.

Für Peter Schwitter, Chef des regionalen Sicherheitsdienstes in der Aletschregion und ehemaliger Rettungschef, ist der Schnee entscheidend dafür, ob man sprengen kann oder nicht: «Bei Nassschnee muss man den exakt richtigen Moment treffen.» Da gehe es um Minuten. Auch die Temperatur spiele eine Rolle. «Das ist das perfide. Man will einen Hang sprengen und es passiert nichts. Und der gleiche Hang kann sich ein paar Stunden später selbst lösen.»

Technik bändigt die Natur nicht

Mittlerweile gibt es hochwertige Technologien, die bei der Erkennung und Auslösung von Lawinen helfen. «Es wäre aber vermessen zu behaupten, die Natur im Griff zu haben», sagt Peter Schwitter.

Wenn eine Sprengung nicht erfolgreich sei, müsse man Alternativen suchen. Zum Beispiel eine Piste sperren. Wenn dann aber die Leute sehen, dass keine Lawine niedergegangen ist, stellen sie den Entscheid der Sicherheitsleute in Frage. «Das ist das Dilemma», so Schwitter. «Ich beneide niemanden, der solche Entscheide treffen muss.»

Wer in eine Lawine gerät, der ist einfach machtlos.
Autor: Peter Schwitter Chef Sicherheitsdienst Aletschregion

Heute habe man aber eine komfortablere Ausgangslage als früher. Es gebe Schneemessstationen, Windmessstationen, gute Wetterprognosen – aber man müsse lernen, wie man diese Daten interpretiere. «Wir sind nicht blauäugig», sagt Schwitter, «aber Technik kann auch in die Irre führen.»

Die Natur werde sich nicht anpassen. Die Menschen wollen heute immer in die Berge, egal ob es gefährlich ist oder nicht. «Die Natur ist und bleibt stärker als wir es sind.»

Er wurde selbst einmal verschüttet

Peter Schwitter kennt die Lawinen nicht nur als Rettungschef. Im Lawinenwinter 1999 wurde er selbst Opfer. Damals riss unter anderem ein mächtiger Abgang in Evolène VS mehrere Wohnhäuser mit sich, zwölf Menschen starben. Peter Schwitter wurde von einer Lawine erfasst, die in Blatten niederging.

Mein Kollege sagte mir: Lauf um dein Leben.
Autor: Peter Schwitter Chef Sicherheitsdienst Aletschregion

«Ich bin als junger Bursche auf meiner ersten Skitour in eine Lawine geraten. Es gab zuvor eine dumpfes Grollen. Paar Sekunden später merkte ich, wie der Boden zu zittern begann. Mein Kollege sagte mir: Lauf um dein Leben.»

Audio
Wie Peter Schwitter selbst eine Lawine überlebt hat
aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 20.02.2019. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 10 Minuten 42 Sekunden.

Er habe riesiges Glück gehabt, dass es keine Toten gab und alle überlebten. «Glücklicherweise war ich nicht ganz zugedeckt von den Schneemassen und konnte mich selbst befreien. Doch es gab komplett Verschüttete. Das war ein sehr prägendes Erlebnis, das mich auch bei meinem späteren Berufsentscheid beeinflusst hat.» Seit mehr als 20 Jahren studiert er Lawinen und versucht andere Menschen davor zu schützen.

«Wer in eine Lawine gerät, der ist einfach machtlos. Da hilft nur noch das Gebet, alles andere nicht mehr.»

Audio
Peter Schwitter, Sicherheitschef Aletschregion: «Technik kann auch in die Irre führen»
aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 20.02.2019. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 10 Minuten 35 Sekunden.

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel