Das Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos hat erstmals alle Lawinen vom Wallis bis ins Engadin kartiert. Die Satellitenaufnahmen über eine Fläche von 12'500 Quadratkilometern wurden kurz nach den starken Schneefällen im Januar 2018 aufgenommen. Während mehr als 500 Stunden wertete die Forscherin Elisabeth Hafner die Aufnahmen aus und zählte über 18'000 Lawinen, die innert weniger Tage niedergegangen waren.
SRF News: Wie sind Sie bei dieser Kartierung vorgegangen?
Elisabeth Hafner: Die Satellitenbilder kann man sich vorstellen wie Google-Maps einfach mit Schnee. Diese Bilder habe ich systematisch abgesucht und von Hand die Lawinen eingezeichnet. Zusätzlich habe ich weitere Informationen abgespeichert, ob es sich beispielsweise um ein Schneebrett handelt oder wenn der Anriss in einer Lawinenverbauung war.
Wie viel Zeit hat das gebraucht?
Mit Kartierung und Kontrolle habe ich im Jahr 2018 fünfhundert Stunden aufgewendet.
Sie haben über 18'000 Lawinen kartiert. Waren Sie überrascht über die grosse Anzahl?
Ja, wir waren überrascht. Es war das erste Mal, dass wir so grossflächig und flächendeckend die Lawinen kartiert haben.
Es war das erste Mal, dass wir so grossflächig und flächendeckend die Lawinen kartiert haben.
Sonst haben wir meist nur punktuelle Informationen, darum hat uns die Anzahl erstaunt. Wir haben aber auch keine Vergleichsdatensätze von anderen Jahren, ob das viele oder wenige sind.
Warum ist eine flächendeckende Kartierung der Lawinenabgänge wichtig?
Diese Kartierung ist wichtig für den Warndienst. So lässt sich das Bulletin überprüfen, ob mehr oder weniger Lawinen abgingen als erwartet. Wir können damit das Lawinenbulletin verbessern.
Im kleineren Raum sind die einzelnen Lawinen spannend, ob die Massnahmen, die man nach dem Lawinenwinter 1999 getroffen hatte, gewirkt haben.
Der gleichen Zeitaufwand, wie Sie 2018 hatten, wurde 2019 nochmals betrieben, um die Lawinen zu zählen. Gibt es Ansätze, wie man das effizienter gestalten könnte?
Ja, wir suchen derzeit nach einem Algorithmus, der uns den grossen Teil der Arbeit abnimmt, sodass es nur noch eine manuelle Überprüfung braucht.
Das Gespräch führte Stefanie Hablützel.