Medienwissenschaftler Vinzenz Wyss hat von der Urner Regierung den Auftrag erhalten, die Berichterstattung über den Fall des verurteilten Erstfelder Barbetreibers Ignaz Walker zu untersuchen. Journalistik-Professor Wyss solle in einem unabhängigen Gutachten Befunde erarbeiten, die aus medienwissenschaftlicher, medienethischer und juristischer Sicht interessierten, so die Urner Regierung.
«Das Ziel ist eine möglichst systematische und ganzheitliche Analyse», sagt Wyss im Interview mit Radio SRF. Dabei gehe es beispielsweise um Fragen wie: Wird in den Gerichts-Protokollen Bezug auf Medienberichte genommen? Welche Akteure kamen zur Sprache? Weshalb hat ein Journalist oder eine Journalistin die Geschichte so oder eben anders geschrieben? Welche Akteure kommen in welchen Rollen vor?
Wir rechnen mit 300 bis 500 Artikeln und Berichten, die wir analysieren.
Die Fülle an Medienberichten rund um den Fall Walker ist gross. Entsprechend geht Wissenschaftler Wyss von viel Arbeit aus: «Wir rechnen mit 300 bis 500 Artikeln und Berichten, die wir analysieren.» Diese kommen aus lokalen Medien wie etwa dem Urner Wochenblatt, dem Regionaljournal von Radio SRF, der Luzerner Zeitung – aber auch aus NZZ, Tagesanzeiger, Watson oder Weltwoche.
Die Urner Regierung stelle eine Auswahl von Artikeln und Berichten zur Verfügung. «Diese werden wir mit der Schweizerischen Mediendatenbank abgleichen um zu sehen, ob die relevanten Berichte darunter sind.» Das Team, bestehend aus vier Personen, werde aber auch selbst Quellen nach Beiträgen durchforsten. «Wir wollen alles berücksichtigen, was relevant ist.»
Die Urner Regierung hat ein Interesse daran, für sich Lehren zu ziehen.
Neben der Analyse von Medienberichten werden Vinzenz Wyss und sein Team Gespräche führen – beispielsweise mit Journalistinnen und Journalisten, dem Staatsanwalt oder dem Anwalt des Beschuldigten.
Zum Vorwurf, die Urner Regierung könnte ein Gefälligkeitsgutachten in Auftrag gegeben haben, sagt Vinzenz Wyss: «Die Urner Regierung hat ein Interesse daran, den Fall aufzurollen und für sich Lehren zu ziehen, beispielsweise für ihre Kommunikation in dem Fall.