Vor drei Jahren präsentierte der Bund das überarbeitete Inventar der Biotope von nationaler Bedeutung. Dazu gehören besonders schützenswerte Moore, Auengebiete, Trockenwiesen und Amphibienlaichgebiete.
Was eine simple Aktualisierung veralteter Daten aus den 1990er-Jahren hätte sein sollen, wurde in Graubünden zum Politikum . Der Bund wollte nämlich statt 2 Prozent der Kantonsfläche neu 2,6 Prozent als Biotop von nationaler Bedeutung schützen. Dagegen wehrten sich bürgerliche Politiker, weil sie negative Folgen für die Wirtschaft befürchteten.
Detaillierte Überprüfung mit kleiner Abweichung
2016 erreichte die Bündner Regierung beim Bund, dass der Kanton die besonders umstrittenen Inventare von nationaler Bedeutung zu den Flachmooren und Trockenwiesen und -weiden nochmals überprüfen konnte.
Das Ergebnis, nun von der Regierung mitgeteilt:
- Auch der Kanton ist der Ansicht, dass in Graubünden im Vergleich zu den 1990er-Jahren mehr Flachmoore und Trockenwiesen die Bedingungen für das Inventar von nationaler Bedeutung erfüllen.
- Über den ganzen Kanton gesehen, müssen laut Kanton neu 2,4 Prozent als Biotopflächen von nationaler Bedeutung definiert werden. Das sind 0,2 Prozent weniger als vom Bund errechnet.
Die erhobenen Daten seien nun jedoch detaillierter, heisst es beim Amt für Natur und Umwelt. Ausgewertet wurden laut Mitteilung der Regierung auch über 800 Anträge. Knapp die Hälfte davon sei berücksichtigt worden, sagt Andreas Cabalzar, Leiter der Abteilung Natur und Landschaft.
Kritik von Umweltschutzorganisation
Nicht zufrieden mit dem Ergebnis ist Pro Natura-Geschäftsführerin Jacqueline von Arx. Sie sei erschrocken, als sie die neuen Berechnungen gesehen habe. Von Arx kritisiert, dass beispielsweise im Unterengadin manche Trockenwiesen nicht mehr von nationaler Bedeutung sind. Diese seien in der Vergangenheit zu wenig gepflegt worden und bräuchten darum besonderen Schutz.
Nun ist der Bundesrat am Zug. Er entscheidet abschliessend, welche Flachmoore und Trockenwiese in Graubünden von nationaler Bedeutung und damit besonders geschützt sind.
SRF1, Regionaljournal Graubünden, 17:30 Uhr; habs