- Die Staatsanwaltschaft wirft dem PR-Berater Sacha Wigdorovits laut dem Online-Magazin « Republik » versuchte Nötigung vor, bzw. die Anstiftung dazu.
- Auch das Aufbewahren, Auswerten und das Zugänglichmachen von unbefugt aufgenommenen Gesprächen soll bestraft werden.
- Das Regionalgericht Berner Jura-Seeland bestätigt, dass der Prozess bei ihm stattfindet. Ein Termin ist noch nicht bekannt.
Eine zentrale Rolle in der Medienaffäre «Gerigate» soll der PR-Berater Sacha Wigdorovits gespielt haben. Er wird von Geri Müller beschuldigt, illegal erstellte Tonaufnahme weiterverbreitet zu haben. Wigdorovits muss sich laut der «Republik» nun vor Gericht verantworten. Das Regionalgericht Berner Jura-Seeland bereite die erste öffentliche Gerichtsverhandlung in der Medienaffäre Müller vor.
Zuständig ist das Regionalgericht Berner Jura-Seeland, weil die ehemalige Chat-Partnerin von Geri Müller in dieser Region wohnt. Das Gericht bestätigt auf Anfrage von SRF, dass der Prozess bei ihm stattfindet. Ein Termin stehe aber noch nicht fest.
Langwierige juristische Aufarbeitung
Sommer 2014: Die «Schweiz am Sonntag» berichtet darüber, dass der amtierende Stadtammann von Baden, Geri Müller, eine Chat-Partnerin habe. Dieser habe er intime Bilder von sich geschickt. Als er befürchten musste, dass die Frau die Bilder weitergeben könnte, habe er Druck auf sie ausgeübt, ja er habe die lokale Polizei auf die Frau angesetzt, um ihr die Bilder wegzunehmen. Das sei Amtsmissbrauch und Nötigung. Der Artikel löste einen grossen Wirbel aus, «Gerigate» und «Nacktselfies» waren die Schlagworte der Stunde.
Es stellte sich heraus, dass die Vorwürfe der Nötigung und des Amtsmissbrauchs falsch waren. Es handelte sich um eine private Angelegenheit, die nie hätte öffentlich werden dürfen. Das hielt der Presserat, das Ethikorgan der Schweizer Medien, 2016 in seinem Entscheid fest. Nichtsdestotrotz wurde Geri Müller im September 2017 als Stadtammann abgewählt.
Damit war «Gerigate» publizistisch abgeschlossen. Aber die juristischen Auseinandersetzungen dauerten noch lange an. Die Chat-Partnerin wurde nach einer Anzeige von Geri Müller per Strafbefehl verurteilt, unter anderem wegen übler Nachrede und weil sie ohne Wissen Müllers ein Telefonat mit ihm aufgezeichnet hatte.
Angezeigt war auch der Chefredaktor der «Schweiz am Sonntag» bzw. «Aargauer Zeitung». Das Verfahren gegen ihn wegen Veröffentlichung eines unerlaubt aufgenommenen Gesprächs wurde Ende 2017 mit einem Vergleich eingestellt.
Die Anzeige richtete sich weiter gegen Josef Bollag, einen politischen Gegner von Geri Müller aus Baden. Bollag soll der Chat-Partnerin als Mittelsmann gedient haben, er soll ihr die Türen zu Medien geöffnet haben. Er bestreitet dies. Er habe die Frau nur juristisch beraten. Das Verfahren gegen Bollag endete mit einem Vergleich. Mit dem Prozess gegen den mutmasslich Dritten im Bunde, Sacha Wigdorovits, wird der Fall nun erstmals öffentlich verhandelt.