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Neun Personen posieren für ein Foto vor einem Haus
Legende: Internationales Team, von links nach rechts: Leonie Böhm, Wu Tsang, Benjamin von Blomberg, Nicolas Stemann, Alexander Giesche, Christopher Rüping, Yana Ross; vorne: Trajal Harrell, Suna Gürler. Gina Folly

Neues Zürcher Schauspielhaus Sie stellen das Traditionshaus auf den Kopf

Neue Leitung, neues Team, neues Konzept – ein fünfteiliger Einblick in die wichtigsten Neuerungen.

Mit einem mehrtägigen Eröffnungsfestival startet das Zürcher Schauspielhaus in die neue Saison. Die beiden Intendanten Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg wollen das Traditionshaus kollektiver, diverser und internationaler machen. An der «kleinen Revolution» wirken sieben Haus-Regisseurinnen und Regisseure aus Athen, Los Angeles oder Basel mit. «SRF Regionaljournal Zürich Schaffhausen» verschafft Ihnen zum Saisonstart einen fünfteiligen Einblick in die wichtigsten Neuerungen.

Montag: Fundstücke im Foyer

Nicht nur auf der Bühne und hinter den Kulissen ist alles neu – auch das Foyer des Pfauen erstrahlt zum Saisonstart in neuem Glanz. Die Decke ist jetzt hell gestrichen, Lämpchen leuchten. Beim Umbau sind der Regisseur Alexander Giesche und die Bühnenbildnerin Nadia Fistarol auch auf Fundstücke gestossen, die sie im Foyer platzierten. «Bitte verlassen Sie das Theater so, wie Sie es vorzufinden wünschen», heisst es auf einem Schild über dem Ausgang. Der Satz stammt vom Schweizer Regisseur Christoph Marthaler, der hier bis zu seinem Rausschmiss 2004 Intendant war.

Dienstag: Hello Zurich!

Englischsprachige kommen neu auf ihre Kosten im Schauspielhaus. Nicht nur das Programmheft ist zweisprachig. Auch sämtliche Aufführungen, inklusive Schneewittchen, werden übertitelt. «Zürich ist eine kosmopolitische Metropole», sagen die beiden Intendanten. «Die vielen Fremdsprachigen hier zahlen genau so Steuern, warum sollen wir die ausgrenzen indem wir eine rein deutschsprachige Institution sind?» Deutsch verbannen wollen Stemann und Blomberg aber auf keinen Fall. Im achtstündigen «Faust» etwa werde meistens Deutsch gesprochen – bis auf einige japanische Passagen.

Mittwoch: Warum das Wörtchen «jung» gestrichen ist

Das junge Schauspielhaus ist Geschichte. In der Ära Frey war es zehn Jahre lang eine feste Bühne, ein Ort für gutes Kinder- und Jugendtheater. Die beiden neuen Intendanten haben nun nicht nur das kleine Wörtchen «jung» gestrichen: «Gerade weil uns das junge Schauspiel so wichtig ist», erklärt Benjamin von Blomberg kurz und knapp. Junge Menschen sollen in allen Vorstellungen willkommen und im ganzen Betrieb vertreten sein, ob als Mitspieler oder als Hausregisseurin (die Baslerin Suna Gürler, Jahrgang 1986). Wie wichtig ihm das junge Publikum ist, zeigt auch Co-Intendant Nicolas Stemann. Seine erste Neuinszenierung für Zürich wird das Kinderstück «Schneewittchen» sein, frei nach den Gebrüdern Grimm.

Donnerstag: Vorhang auf, die ersten Premieren!

Es war ein erstaunlicher Eröffnungsabend. Draussen vor dem Schiffbau tummelten sich auffallend viele junge Menschen. Ein DJ legte auf, es war laut und lustig. Drinnen im Foyer begrüssten die beiden neuen Hausherren, Benjamin von Blomberg und Nicolas Stemann das Publikum persönlich.

Junge Menschen im Publikum
Legende: Unter den Anwesenden waren viele junge Gesichter. SRF

Dann öffnete sich der erste Vorhang. Wobei Vorhang nicht ganz korrekt ist. Vielmehr müsste es heissen: Spielflächen frei! Die erste Spielfläche nahmen sechs junge Frauen in Beschlag. «Flex» heisst das Stück, das sie aus Basel mitgebracht haben. Dort hat es Suna Gürler für das junge Theater inszeniert. Es gehört zum Konzept dieses Eröffnungsreigens, dass sich jede Hausregisseurin, jeder Hausregisseur mit einem alten Stück vorstellt.

Und Suna Gürler tat es so, dass das Publikum vor Begeisterung tobte. Auch die zweite Aufführung war fest in Frauenhänden: Yana Ross inszenierte, Danuta Stenka spielte die stumme Rolle der Frau Rasch. Die einzige Stimme kam aus dem Radio. Es ist die von SRF1 Moderator Joschi Kühne, der hier den Sound zum «Wunschkonzert» von Franz Xavier Kroetz lieferte. Zwei ganz unterschiedliche Stücke, zwei ganz verschiedene künstlerische Handschriften hat man an diesem ersten Abend erlebt. Beide machen Lust auf mehr.

Freitag: Wie reagiert das Publikum?

Das Zürcher Schauspielhaus startete in die neue Saison mit einem wahren Eröffnungsreigen: Drei Stücke wurden gespielt, das Ensemble stellte sich vor und die Hausherren Benjamin von Blomberg und Nicolas Stemann schüttelten unzählige Hände und hielten Reden.

Einer Dame im Publikum war das fast ein wenig zu viel, sie findet: «Die beiden können sich entspannen. Sie müssen sich nicht so viel Mühe geben den Zürchern zu gefallen.» Auch ein älterer Herr schaut kritisch auf das neue Ensemble, es gefällt ihm nicht, aber er gibt ihm immerhin «viel Kredit». Sein jüngerer Begleiter fragt sich, wie man mit diesem sehr heterogenen Ensemble noch klassische Stücke spielen kann, vor allem die Besetzung der Herrenrollen macht ihm Sorgen.

Bei den Frauen im Publikum hingegen kommt gerade diese Vielfalt an Menschen auf der Bühne sehr gut an. «Spannend, frisch, jung, vielversprechend» sei das, sagt eine Besucherin. Und ein treuer Schauspielhausabonnent fast seine ersten Eindrücke kurz und knapp so zusammen: «Man kann sich freuen auf diese neue Ära im Zürcher Schauspielhaus.»

Die fünftägige Eröffnungsparty

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Das Eröffnungsfestival dauert vom 11. bis zum 15. September im Pfauen und im Schiffbau. Die Haus-Regisseurinnen und Regisseure zeigen je eine Arbeit, die für sie prägend und persönlich ist und die anschliessend ins Repertoire übernommen wird. Darunter etwa eine Sonnenlichtinstallation namens «Das Internet» oder eine achtstündige Aufführung von «Faust I & II».

SRF 1, Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 17.30 Uhr; fanc;fulu;fumi

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