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Alpinismus ist neu Unesco-Weltkulturerbe
Aus Tagesschau vom 12.12.2019.
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Alpinismus ist Kulturerbe «Es geht um viel mehr, als sich in den Bergen auszutoben»

Die multinationale Kandidatur war von Frankreich, Italien und der Schweiz gemeinsam eingereicht worden. Auch der Schweizer Alpen-Club (SAC) hat sich für die Kandidatur engagiert. Alpinimus ist viel mehr, als sich in den Bergen auszutoben, sagt SAC-Präsidentin Françoise Jaquet im Interview.

Françoise Jaquet

Françoise Jaquet

Präsidentin Schweizer Alpen-Club

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Dr. Françoise Jaquet ist Biochemikerin und seit dem 150-jährigen Jubiläum des Alpenclubs 2013 die erste Präsidentin.

SRF News: Welche Bedeutung hat es für den SAC, dass der Alpinismus nun immaterielles Kulturerbe der Unesco ist?

Françoise Jaquet: Wir freuen uns sehr über diese Anerkennung, denn beim Alpinismus geht es um viel mehr, als sich in den Bergen auszutoben. Es geht um die Weitergabe von Erfahrung und spezifischem Wissen an eine nächste Generation. Wissen über geeignete Techniken und den richtigen Umgang mit Seil und Pickel. Risikoeinschätzung von Naturgefahren wie Lawinen, Wetterkunde, Geographiekenntnisse, Fauna und Flora.

Beim Alpinismus geht es um viel mehr, als sich in den Bergen auszutoben.
Autor: Françoise Jacquet Präsidentin Schweizer Alpen-Club

Alpinismus hat auch eine soziale Komponente. Gegenseitiger Respekt, Solidarität, Teamgeist. In einer Seilschaft muss ich mich in jeder Hinsicht auf den anderen verlassen können. Die Kultur des Alpinismus hat sich auch dahin entwickelt, dass Ethik am Berg und nachhaltiges Verhalten wichtig sind. Das ist ja gerade das Schöne an einem immateriellen Kulturerbe – es entwickelt sich ständig weiter.

Zu welchen konkreten Massnahmen hat sich die Schweiz nun gegenüber der Unesco verpflichtet?

Wir verpflichten uns natürlich dazu, unsere SAC-Hütten zu erhalten und uns für die Zugänglichkeit zu den Bergen einzusetzen. Wir werden noch mehr als bisher in die Ausbildung und Förderung des Nachwuchses investieren. Und wir sind laufend dabei, das Kursangebot zu optimieren, damit unsere Tourenführerinnen und –führer wie auch alle anderen Berggänger bestens ausgebildet und auf das Gebirge vorbereitet sind.

Wir verpflichten unsere Mitglieder zu mehr Umweltschutz und naturnahem Tourismus
Autor: Françoise Jaquet Präsidentin Schweizer Alpen-Club

Wir sensibilisieren bereits jetzt unsere Mitglieder stark für Umweltthemen. Gerade für die Problematik der globalen Klimaerwärmung. Nirgends spüren wir die Auswirkungen so konkret wie in den Bergen mit dem Schmelzen der Gletscher und dem Auftauen des Permafrostes. Alpinisten sehen solche Veränderungen als Erstes. Wir verpflichten unsere Mitglieder auch zu mehr Umweltschutz und naturnahem Tourismus.

153 SAC-Hütten mit rund 9000 Schlafplätzen

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Der SAC wurde 1863 als dritter Alpenclub Europas (nach England und Österreich) 1863 gegründet. Im selben Jahr entstand die erste Clubhütte, die Grünhornhütte am Tödi. Inzwischen kann in 153 SAC-Hütten mit insgesamt rund 9000 Schlafplätzen übernachtet werden.

Etwa eine halbe Million Gäste besuchen die Hütten als Ausflugsziel oder Zwischenhalt, rund 350.000 als Schlafmöglichkeit. Die Hütten sind gleichzeitig auch ein wichtiger Treffpunkt für Bergsteiger und Rettungs- und Alarmstation. Rund 50 Hütten sind Haupterwerbsgrundlage für ebenso viele Hüttenwartsfamilien.

Wie hat sich der Alpinismus, also das Besteigen der Berge, überhaupt entwickelt?

Kleriker und Wissenschaftler haben sich seit jeher für die Bergwelt interessiert. Sie stiegen auf die hohen Gipfel auf der Suche nach Gott. Und Wissenschaft war nicht etwa Vorwand, sondern Hauptzweck zahlreicher Gebirgsexpeditionen: Erforschung und Kartographierung, die Vermessung und Benennung der Berge. Das ist der Ursprung des Alpinismus.

Die Eroberung der Alpen boomte. Da man die Erstbesteigungen nicht alleine den Ausländern überlassen wollte, haben sich 35 Herren zusammengeschlossen und 1863 den Schweizer Alpen-Club gegründet.

Wie wichtig war der Alpinismus damals für die Schweizer?

Die Schweizer Bevölkerung war damals ziemlich arm. Gerade die Bewohner in den Bergen waren froh, als Bergführer dienen zu können. Das war für viele eine Existenzgrundlage. Mit dem Ausbau der Strassen in die Täler wurden die Berge und Gipfel für alle zugänglich. Mit Installationen wie Bergbahnen, aber auch dem Ausbau von Wanderwegen. All das nahm ab dem Ende des 19. Jahrhunderts zu.

Das Gespräch führte Christian Rensch.

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