Facebook-Gründer Mark Zuckerberg will «eine virtuelle Umgebung schaffen, in der man mit Menschen in digitalen Räumen zusammen sein kann». Dieses «Metaverse» soll nicht mehr nur als abstrakte Utopie existieren, sondern mit tatkräftiger Unterstützung aus Europa in die Praxis umgesetzt werden. Dazu will Facebook in der EU in den nächsten fünf Jahren 10'000 neue, hochqualifizierte Arbeitsplätze schaffen.
Diese Pläne hat Facebook am Sonntag in einem
Blog
angekündigt. Das Investment sei «ein Vertrauensbeweis in die Stärke der europäischen Tech-Industrie und das Potenzial europäischer Tech-Talente».
Begriff aus einem Science-Fiction-Roman
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Unter «Metaverse» versteht Facebook eine Welt, in der physikalische Realität mit erweiterter und virtueller Realität in einer Cyberwelt verschmelzen. Der Begriff stammt vom amerikanischen Schriftsteller Neal Stephenson, der ihn erstmals im Jahr 1992 in seinem Science-Fiction-Roman «Snow Crash» verwendet hat.
Wie das «Metaverse» von Facebook genau aussehen wird, steht noch nicht fest. Zuckerberg bezeichnet es als die «nächste Generation des Internets». Es sei das nächste Kapitel für Facebook als Unternehmen.
Das «Metaverse» biete enorme Möglichkeiten für Kreative und Künstler, aber auch für jene Menschen, die weit entfernt von Zentren arbeiten und wohnen wollten, so der Facebook-Gründer. Und man wolle auch die Menschen erreichen, die an Orten leben, an denen die Möglichkeiten für Bildung oder Freizeitgestaltung heute eher begrenzt sind.
Vergleich mit Teleportation
«Ein verwirklichtes ‹Metaverse› könnte einem funktionierenden Teleportationsgerät am nächsten kommen», so Zuckerberg. Man werde von Geräten wie Smartphones, PCs und speziellen Brillen für virtuelle und erweiterte Realitätserfahrungen darauf zugreifen können. Man werde dort praktisch alles machen können, was im heutigen Internet auch möglich sei – also kommunizieren, arbeiten oder einkaufen.
Gegenüber dem US-Tech-Portal «The Verge» sagte Zuckerberg, das «Metaverse» sei sicher nicht etwas, das ein einzelnes Unternehmen aufbauen werde. «Ein grosser Teil unseres nächsten Kapitels wird hoffentlich darin bestehen, in Partnerschaft mit anderen Unternehmen, Schöpfern und Entwicklern zum Aufbau dieses Systems beizutragen.»
«Das Konzept ist Gamern sicher weniger fremd»
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Guido Berger von SRF Digital beantwortet Fragen zum Thema «Metaverse».
Wie muss man sich das «Metaverse» vorstellen?
Es geht darum, dass die Art und Weise, wie wir mit dem Internet interagieren, anders sein wird. Heute klicken wir auf Dinge, lesen Sachen, die auf einem Bildschirm sind. In einem «Metaverse» haben wir eine Figur von uns selber und bewegen uns mit dieser Figur in einer dreidimensionalen virtuellen Welt, sehen auch die anderen Menschen, die dort das Gleiche tun wie wir. Es ist somit eine plastischere, körperlichere Art von Interaktion mit dem Internet, als wir uns das heute gewohnt sind.
Aber das gibt es doch schon so ähnlich in Games?
Das Konzept ist Gamerinnen und Gamern bestimmt etwas weniger fremd als anderen. Aber das «Metaverse» geht noch einen Schritt weiter. Games spielt man ja heute meist auf einem flachen Bildschirm. Beim «Metaverse» wäre die Idee, dass man alles dreidimensional sieht, mit einer Virtual-Reality-Brille zum Beispiel, dass man auch neue Interaktionsformen hat mit Handschuhen, die Feedback geben, also eine viel immersive Form der Interaktion.
Geht es dabei vor allem um den Spass oder um mehr?
Zum Spass sind wahrscheinlich die Anwendungen, die früh kommen werden, weil es dort am einfachsten vorstellbar ist. Aber natürlich geht es auch um sehr viele ernsthaftere Anwendungen. Ein einfaches Beispiel sind Meetings. Oder was man sich vorstellen kann ist zum Beispiel die Wartung von Flugzeugen, wo man sich durch eine virtuelle Kopie des realen Flugzeugs durch bewegt, schauen kann, welche Teile wann gewartet werden wollen, diese Teile dann auswechseln kann am realen Flugzeug und dabei die ganze Zeit angeleitet wird, wie man das genau machen soll. Solche Formen von Interaktion sind auch denkbar.
Kommt der Tag, an dem das «Metaverse» einfach steht?
Das wird viel gleitender ablaufen. Es ist eben nicht nur Facebook, das daran arbeitet. Auch andere Konzerne, wie zum Beispiel Microsoft, sprechen von diesem «Metaverse». Man muss da noch sehr viel forschen. Und dann müssen sich all diese Unternehmen auch auf Standards einigen, damit diese 10'000 Menschen, die Facebook beschäftigen will, auch Dinge bauen können und dass das dann auch alles zusammen funktioniert. Was in den nächsten Jahren also ansteht, ist – kurz gesagt – sehr viel Forschung und sehr viel Verhandeln von Standards.
Man könne sich das «Metaverse» als ein verkörpertes Internet vorstellen, in dem man Inhalte nicht nur anschaue, sondern in dem man sich befinde. «Man fühlt sich mit anderen Menschen verbunden, als wäre man an anderen Orten und könnte verschiedene Erfahrungen machen, die man auf einer 2D-App oder Website nicht unbedingt machen könnte, wie zum Beispiel Tanzen oder verschiedene Arten von Fitness.»
Zuletzt negative Schlagzeilen
Die Ankündigung von Facebook kommt zu einem Zeitpunkt, an dem der US-Konzern international massiv unter Druck steht. Eine Whistleblowerin hatte Anfang Oktober bei einer Anhörung im US-Senat die Politik dazu aufgerufen, das Online-Netzwerk zu mehr Transparenz zu zwingen.
Frances Haugen warf Facebook unter anderen vor, man habe aus internen Studien gewusst, dass Instagram der psychischen Gesundheit einiger Teenager schade – aber nichts dagegen unternommen. Negative Schlagzeilen produzierte das Unternehmen auch, weil ein Fehler in den Netzwerk-Einstellungen zu einem rund sechsstündigen Ausfall bei Facebook sowie den Töchtern Whatsapp und Instagram geführt hatte.
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