Anthony Hopkins, Lady Gaga, John Travolta, Mila Kunis: Die Namen der diesjährigen Laudatorinnen und Laudatoren sind illuster. Mit Beyoncé und Billie Eilish treten zwei der grössten Popstars der Gegenwart auf. Und die Gastgeberinnen Amy Schumer, Wanda Sykes und Regina Hall, die dem Publikum im traditionellen Dolby Theatre in Hollywood einheizen sollen, stehen für Diversität.
Wird Selenski zu Wort kommen?
Also zurück zum sorglosen Oscar-Glamour? Nicht ganz. Auch in diesem Jahr gelten strikte Corona-Auflagen, Nominierte und Gäste müssen Impfschutz und negative Tests vorweisen. Mehr noch, der Krieg in der Ukraine überschattet die Show.
Im Vorfeld wurde viel spekuliert, wie die Veranstalterinnen während der Show damit umgehen werden. Sie würde das Rampenlicht für eine ernste Botschaft nutzen wollen, sagte Moderatorin Amy Schumer vorab. So habe sie vorgeschlagen, den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski per Video-Auftritt sprechen zu lassen, doch dies sei letztlich nicht ihre Entscheidung.
Produzent Will Packer liess am Donnerstag bei einer Pressekonferenz alles offen. Die Show sei noch in der Mache. Er hoffe aber, dass dies eine Nacht zum Feiern werde, um der «turbulenten Zeit in aller Welt» für einige Stunden zu entkommen.
Sean Penn ruft zu Boykott auf
Der Oscar-Preisträger und Aktivist Sean Penn hat daraufhin am Samstag zu einem Boykott der Gala aufgerufen, falls sie ohne Selenski stattfindet. In einem CNN-Interview sagte der Schauspieler und Regisseur, dass ein Erscheinen Selenskis bei der Show vor einem Millionenpublikum eine grossartige Gelegenheit für eine Ansprache gewesen wäre. Er befürchte aber, dass die Filmakademie dies nicht weiterverfolgt habe. In diesem Fall wäre das der «schamloseste Moment in der Geschichte Hollywoods».
Penn rief zu Protesten und zu einem Boykott der Gala auf, falls sich die Filmakademie tatsächlich nicht um Selenski bemüht habe, dessen Land von Russland angegriffen worden war. Er selbst würde seine beiden Oscar-Statuen aus Protest öffentlich «einschmelzen», sagte Penn. Der Schauspieler hatte zwei Oscars für die Filme «Mystic River» (2004) und «Milk» (2009) gewonnen.
«The Power of the Dog» ist grosser Favorit
Nicht auf zwei, sondern auf zwölf Goldmännchen darf das bildstarke Western-Drama «The Power of the Dog» hoffen. Es führt das Oscar-Feld an. Die Neuseeländerin Jane Campion inszeniert eine queere Story über zwei ungleiche Brüder, die in den 1920er-Jahren gemeinsam eine Ranch in Montana betreiben.
Benedict Cumberbatch, Jesse Plemons, Kodi Smit-McPhee und Kirsten Dunst sind in den Schauspielkategorien nominiert. Campion könnte in drei Sparten gewinnen: als Regisseurin, Produzentin und für das adaptierte Drehbuch. SRF-Filmexperte Philippe Klemenz räumt der Netflix-Produktion zudem gute Chancen für eine Auszeichnung als bester Film ein.
Die «Big Five» 2022
Insgesamt zehn Kandidaten wetteifern um den Top-Oscar, darunter der japanische Film «Drive my Car» und die Studiofilme «West Side Story», «Belfast», «King Richard» und «Dune».
Das Science-Fiction-Drama «Dune» des kanadischen Regisseurs Denis Villeneuve ist nach «The Power of the Dog» der meist nominierte Film mit zehn Gewinnchancen, vor allem in technischen Sparten wie Kamera, Schnitt und Sound.