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Charles Aznavour ist tot
Aus Tagesschau vom 01.10.2018.
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Charles Aznavour ist tot Vom Quartier Latin in den Olymp des Chansons

Der «französische Frank Sinatra» ist 94-jährig gestorben. Er hinterlässt mehr als 1300 Lieder. Und den Kampf für die Sache der Armenier.

Charles Aznavour galt als «französischer Frank Sinatra», manche sahen in ihm sogar den «einzigen europäischen Soulsänger». Nun ist seine rauhe Stimme verstummt. Die Stimme, die ihn zusammen mit Liedern in verschiedenen Sprachen wie «La Bohème», «Du lässt Dich geh’n» und «Yesterday When I Was Young» zum Weltstar gemacht haben.

Der «Zwerg mit Krächzstimme»

Leicht war der Aufstieg zum Superstar des Chansons für Aznavour nicht, bei den Kritikern hatte der Franzose armenischer Abstammung zunächst einen schweren Stand. Er habe keine Stimme, sei klein und hässlich, urteilten sie. Als «Zwerg mit Krächzstimme» wurde der 1,61 Meter grosse Künstler bezeichnet.

Aznavour
Legende: Aznavour wurde mit Liedern wie «La Bohème» oder «Emmenez-moi» berühmt und stand für Starregisseure wie François Truffaut und Volker Schlöndorff vor der Kamera. Keystone

Aznavours Stimme war nicht sanft und klar, sondern klang immer leicht erkältet. Sie habe etwas von einem Muezzin, auch etwas Persisches und Nordafrikanisches, wie er selbst einmal sagte. Sie sollte zu einem Markenzeichen werden.

Von Edith Piaf entdeckt und gefördert

Geboren wurde Aznavour am 22. Mai 1924 in Paris im Quartier Latin. Schon als Neunjähriger sang er im Restaurant seiner armenischen Eltern, die vor den Gräueltaten in ihrer Heimat geflohen waren.

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Chanson-Experte Gerd Heger über Charles Aznavour
aus Kultur-Aktualität vom 01.10.2018. Bild: SR 2 KulturRadio
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Zwar war auch der Vater Sänger, die Mutter Schauspielerin. Doch für Charles' Karriere entscheidend war die Begegnung mit Edith Piaf, die 1946 auf ihn aufmerksam wurde und ihn auf eine Tournee durch Frankreich und die Vereinten Staaten mitnahm.

Er komponierte für sie. Als sich ihre Wege nach dem Zweiten Weltkrieg trennten, traten bald schon seine ersten Erfolge ein. Mit seinem Auftritt im Pariser «L'Olympia» im Jahr 1956, dem Epizentrum des französischen Chansons, gewann er das Grossstadt-Publikum. Fortan füllte er die Konzertsäle in Deutschland, England, Russland und Amerika.

Liebe, Transvestiten und Randgruppen

Die Texte waren für Aznavour immer wichtiger als der Gesang. In seinen Liedern sang er auch von Kriegskindern und von Armenien, für das er sich immer wieder einsetzte. In der Heimat seiner Eltern wurde er fast schon wie ein Heiliger verehrt. Sogar ein Kulturhaus mit Museum wurde in der Hauptstadt Eriwan nach ihm benannt.

Aznavour
Legende: Das Engagement für sein Land und sein Kampf um die internationale Anerkennung des Völkermords brachten Aznavour politische Ehren und Ämter ein. Keystone

Vom Präsidenten der Kaukasusrepublik wurde Aznavour zum «Sonderbotschafter für humanitäre Aktionen» ernannt, von der Weltkulturorganisation Unesco zum Sonderbotschafter für Armenien, und auch bei der Unicef und der Uno vertrat er die Interessen seines Landes.

Seit den 70ern am Genfersee

Im Jahr 2009 wurde Aznavour armenischer Botschafter in seiner Schweizer Wahlheimat. Nach Ärger mit dem französischen Fiskus hatte er sich in den 70er-Jahren mit seiner schwedischen Frau in der Nähe von Lausanne niedergelassen. Gestorben ist er nun in seinem Haus im südfranzösischen Alpilles.

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1964 sang Aznavour in Zürich auch seinen Hit «Formidable»
Aus News-Clip vom 01.10.2018.
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