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Schwieriger Ausstieg aus Antidepressiva
Aus Puls vom 28.08.2017.
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Schwieriger Ausstieg Die Tücken der Antidepressiva

Wer Antidepressiva absetzen will, braucht enge Begleitung. Sonst kann der Ausstieg schnell zum Albtraum werden.

Fast ein Zehntel der Schweizer Bevölkerung hat 2016 Antidepressiva eingenommen. Das zeigen Hochrechnungen der Helsana Schweiz. Und auch wenn die Medikamente vielen Menschen aus einer Depression und anderen Krisen heraushelfen, können sie doch Probleme machen: Beim Finden des richtigen Präparates und dann später wieder beim Absetzen nach erfolgter Therapie.

Wieso ein Mensch depressiv wird, ist bis heute nicht wirklich geklärt. Wahrscheinlich werden depressive Episoden durch eine Häufung verschiedener belastender Faktoren ausgelöst: Traumatisierende Erlebnisse wie der Verlust eines nahen Angehörigen, übersteigerter Perfektionismus oder zu hohe Ansprüche an sich selber. Oder es liegt einfach eine genetische Veranlagung vor.

Als wesentliche Ursache für Depressionen macht die Medizin auch ein Ungleichgewicht auf biologischer Ebene aus: einen Mangel an Botenstoffen im Gehirn. Just dort setzen viele Antidepressiva an.

Antidepressiva wirken im Gehirn auf die Botenstoffe Serotonin, Noradrenalin und Dopamin. Doch welches Antidepressivum im Einzelfall den besten Erfolg bieten wird, ist kaum vorauszusagen.

Zwar existiert ein Gentest, der die Findung erleichtert. Er stösst bei einem Teil der Fachwelt aber noch auf Skepsis und wird nur in bestimmten Fällen von der Krankenkasse übernommen.

Meist steht den Betroffenen somit ein mühsames Ausprobieren verschiedener Präparate bevor, bis endlich ein passendes Medikament gefunden ist. Vier Wochen kann es dauern, bis ein Antidepressivum wirkt. Zu Beginn der Therapie können zudem lästige Symptome auftreten wie Durchfall, Erbrechen, Kopfschmerzen, Schwindel oder starkes Schwitzen.

Symptome, mit denen man sich beim Absetzen der Antidepressiva urplötzlich wieder konfrontiert sehen kann.

Wer dies unvorbereitet erlebt und vom Arzt allein gelassen ist, glaubt nicht an den Erfolg der eben abgeschlossenen Therapie. Stattdessen sieht man schon die überwunden geglaubte Depression mit voller Wucht zurückkehren und greift in der aufkommenden Panik schnell wieder zu den ungeliebten Medikamenten. Ein Teufelskreis.

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Problem Absetzsymptome
Aus Puls vom 28.08.2017.
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Partnerschaft zwischen Arzt und Patient

Die Behandlung mit Antidepressiva setzt eine gute Vertrauensbasis zwischen Arzt und Betroffenem voraus.

Der Arzt muss auf mögliche Symptome und Nebenwirkungen aufmerksam machen, sollte Alternativen aufzeigen und mit dem Patienten besprechen, wie am besten weiter vorzugehen ist. Und zwar nicht nur zu Beginn der Therapie, sondern die ganze Behandlungszeit über. Wichtig ist auch die enge Begleitung während des langsamen «Ausschleichens» des Medikaments und darüber hinaus.

Stattdessen werden Patienten oft mit ihren Medikamenten, Sorgen und Nebenwirkungen alleine gelassen.

Wer sich als Betroffener schlecht betreut fühlt oder kein Vertrauen in den behandelnden Arzt hat, sollte sich nach jemand anderem umsehen. Und keinesfalls die Antidepressiva unregelmässig einnehmen oder gar von heute auf morgen absetzen.

Wie ausschleichen?

Antidepressiva sollten unter ärztlicher Kontrolle über eine bestimmte Zeit ausgeschlichen werden. Vielen Betroffenen fällt dabei das letzte Stück am schwersten. Grund für das Problem ist häufig, dass die meisten Antidepressiva als Tabletten oder Kapseln auf dem Markt sind, die sich nicht in immer kleinere Einheiten teilen lassen.
Eine «Puls»-Zuschauerin hat dafür eine offensichtlich gute Lösung gefunden – gemeinsam mit ihrer Apothekerin: Diese hat mit dem Wirkstoff des verschriebenen Antidepressivums einen Sirup hergestellt, der bei Bedarf am Schluss in kleinste Mengen reduziert werden konnte. Die Apothekerin benötigte dafür einzig ein entsprechendes Rezept vom Hausarzt.
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