Darum geht es: Die EU steht derzeit im Bann des Brexit-Chaos. Gleichzeitig stehen die Europawahlen vor der Tür – und mit ihr die Furcht vor Beeinflussung durch Bots, Trolle und Fake-News-Fabriken. Auch hier lässt der Brexit grüssen: Mit sogenanntem «Datamining» schürte das Datenanalyse-Unternehmen Cambridge Analytica die Wut von Unentschlossenen und Politikverdrossenen; die Brexit-Kampagne erhielt beträchtlichen Aufwind. Die Politsatire «Brexit: The Uncivil War» greift dieses Thema auf.
Das will Facebook ändern: Das Online-Netzwerk will nun aktiv gegen unfaire Beeinflussung und Wählermanipulation vorgehen. Konkret: Wer politische Werbung schalten will, muss sich dafür autorisieren lassen und die eigene Identität offenlegen. Zudem muss der Urheber belegen können, dass er in dem Land lebt, in dem er Wahlwerbung schaltet. Die App erhält eine Funktion mit dem Namen «Warum wird mir dieser Beitrag angezeigt?»
Griffige Werkzeuge: SRF-Digitalredaktor Guido Berger sieht darin durchaus wirksame Massnahmen im Kampf gegen Wahlmanipulation: «Es sollte damit keine Beeinflussung von aussen mehr geben.» Nationale Behörden könnten etwa die Einhaltung von Wahlgesetzen überprüfen, da die Identität der Beitragsersteller bekannt sei. Schliesslich werde den Nutzern angezeigt, wer für politische Werbung bezahlt habe.
Vorbei mit der Anonymität: Zudem stellte Facebook eine sogenannte «Ad Library» vor, also eine «Werbebibliothek». Sie soll für jedes Profil transparent machen, welche Werbung es geschaltet hat und wie viel dafür bezahlt wurde. «Damit können etwa Datenjournalisten oder Wissenschaftler über längere Zeit systematisch beobachten, wer wie Werbung schaltet.» Bergers Fazit: Durch die angekündigten Massnahmen werde deutlich mehr Transparenz geschaffen und Geldflüsse offengelegt.
Kein eitel Sonnenschein im Facebook-Land: Zwar reagiere das Online-Netzwerk auf die anhaltende Kritik, sagt Berger. Allerdings sei es aus Nutzersicht fraglich, ob der Hinweis auf ein «Komitee XY», das Werbung schalte, wirklich so ergiebig sei. Und: «Ganz einfache Posts kann man weiterhin machen. Diese als politische Werbung zu identifizieren, ist nicht ganz leicht.» Es könnten also weiter Fake News gestreut werden, um Stimmung zu machen und eine Wahl zu beeinflussen. «Hier befindet sich Facebook nach wie vor in einem Katz-und-Maus-Spiel.»
Die Trolle sind erfinderisch: Zweifelhafte Inhalte müssen erst als solche erkannt werden, bevor sie entfernt werden können. «Facebook tut das zwar auch. Aber es bleibt ein sehr fehleranfälliger und damit unbefriedigender Vorgang», so Berger. Kommt hinzu: Für «echte» Teilnehmer am politischen Prozess droht durch die Autorisierungspflicht erheblicher Mehraufwand. «Gleichzeitig könnten Trolle, Bots und Fake-News-Fabriken kreative Wege finden, um diese neuen Werkzeuge von Facebook zu umgehen.»