«Eingerostete» Piloten, Insektenbefall bei Flugzeugen und wütende Passagiere – die Versicherer der Luftfahrtbranche machen sich auf ganz neue Risiken wegen der Pandemie gefasst. Davon nämlich ist in einem neuen Bericht die Rede, der untersucht hat, vor welchen Herausforderungen die Luftfahrt wegen der Coronakrise steht. Doch wie ernst muss man diese Bedenken nehmen?
Die Aviatik-Expertin Laura Frommberg findet die Diagnose, Pilotinnen und Piloten seien durch die Pandemie «eingerostet», «relativ hart»: «Natürlich waren viele von ihnen ‹gegroundet› und konnten nicht im Flugzeug starten.» Andererseits seien die Airlines aber verpflichtet, ihr Personal auf den jeweiligen Flugzeugtypen durchgehend zu schulen. «Das kann man natürlich auch im Simulator machen – und die sind heute ziemlich realitätsgetreu.»
Auch wenn sich das reale Fliegen doch noch einmal anders anfühle, sagt die Chefredaktorin und Gründerin des Luftfahrt-Nachrichten-Portals Aerotelegraph: «Bei einer Airline meines Vertrauens würde ich mir keine Sorgen machen, dass sich die Piloten nicht mehr auskennen.»
Insektenbefall im «Wüstenhangar»
«Gegroundet» waren wegen der Pandemie auch viele Flugzeuge. Im Bericht des Versicherers Allianz wird ausgeführt, dass Insektenschwärme Maschinen befallen hätten, was die Genauigkeit bestimmter Messgeräte beeinträchtigen könnte. Frommberg bestätigt solche Vorfälle. Während des Corona-Groundings parkierten nämlich viele Airlines ihre Flugzeuge in trockenen, warmen Ländern wie Jordanien – so etwa auch die Swiss.
Das mache auch Sinn, weil dann die Geräte nicht so sehr belastet würden. «Das Problem an solchen Orten ist aber, dass Insekten manchmal finden, dass sich so ein Flugzeug ganz gut eignet, um darin eine Weile zu wohnen», sagt die Aviatik-Expertin.
Der europäischen Luftfahrtbehörde ist das Problem bekannt und sie hat eine entsprechende Sicherheitsanweisung herausgegeben. Die Airlines sind also verpflichtet, ihre Flugzeuge auf möglichen Larven- oder Insektenbefall zu überprüfen. «Ich gehe also auch hier davon aus, dass die Airlines die entsprechenden Vorkehrungen treffen», so Frommberg.
Ein weiteres Phänomen, das der Bericht beschreibt: «Air Rage», zu Deutsch: «Flugkoller». Allein in den USA meldeten die Fluggesellschaften laut dem Versicherungsbericht in 3000 Fällen randalierende Passagierinnen und Passagiere, die sich etwa gegen die Maskenpflicht wehrten – in normalen Jahren sind es 150.
Eine gute Airline achtet darauf, dass ihr Personal geschult ist und ihre Flugzeuge ‹ready› für den Betrieb sind – als Schweizer Passagierin würde ich mir hier keine Sorgen machen.
Frommberg bestätigt: Das Corona-Regime kann im Flugverkehr durchaus zu Gereiztheit und wütenden Reaktionen führen. Etwa, weil man es sich nicht gewohnt ist, auf einmal wieder von derart vielen Menschen umgeben zu sein. Oder auch, weil man sich selbst an der Maske stört – oder der Sitznachbar partout keine tragen will. «All das trägt dazu bei, dass die Gefahr eines Ausrasters steigt, wenn man ohnehin schon angespannt ist.»
«Air Rage» sei aber nichts, was die Sicherheit von Flügen gefährde, relativiert die Journalistin. «Es kann zu Verspätungen und im schlimmsten Fall zu Zwischenlandungen führen.» Dies könne die Verantwortlichen aber teuer zu stehen kommen, ergänzt Frommberg. Und sie beruhigt abschliessend alle, die wegen Corona mit einem flauen Gefühl im Magen in den Flieger steigen: «Eine gute Airline achtet darauf, dass ihr Personal geschult ist und ihre Flugzeuge ‹ready› für den Betrieb sind – als Schweizer Passagierin würde ich mir hier keine Sorgen machen.»