Zum Inhalt springen

Frauen und Schach Schach-Kennerin: «Frauen spielen nicht schlechter als Männer»

Die erfolgreiche Netflix-Miniserie «The Queen's Gambit» widmet sich dem Schach – und einer Frau, welche die männlichen Spieler dominiert. In der Realität ist in den Top 100 der Schachcracks allerdings nur eine einzige Frau vertreten. Ein Grund dafür liege wohl darin, dass viel weniger Frauen Schach spielen als Männer, sagt Christine Zoppas vom Schachverband.

Christine Zoppas

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Christine Zoppas ist beim Schweizerischen Schachbund zuständig für die Nachwuchsförderung und spielt selbst Schach.

SRF News: Ist das Filmphänomen, dass Frauen Männer im Schach schlagen können, eine reine Fiktion?

Christine Zoppas: Es kommt immer wieder vor, dass Frauen Männer beim Schach schlagen. Doch in der Tat ist die Chance für eine Frau kleiner als für einen Mann, bei den Top-Leuten ganz vorne mitzuspielen.

Können Frauen schlechter Schach spielen?

Nein. Man kann sicher nicht pauschal sagen, dass Frauen schlechter spielen als Männer. Ein Grund ist aber sicher, dass viel weniger Frauen als Männer überhaupt Schach spielen.

Nur vier Prozent der Mitglieder in den weltweiten Schachclubs sind Frauen.

Derzeit sind weltweit bloss rund vier Prozent der Mitglieder von Schachclubs Frauen. 96 Prozent sind Männer. In der Schweiz sind es bei den unter 14-Jährigen derzeit rund 14 Prozent Mädchen, bei den Älteren nimmt der Anteil der Mädchen und jungen Frauen jedoch drastisch ab.

Frau am Schach.
Legende: Über 60 Millionen Netflix-Abonnentinnen und -abonnenten haben sich die Miniserie «The Queen's Gambit» bereits angeschaut. imago images

Warum ist das so?

Wenn man das wüsste... Immerhin: Wir haben eine Arbeitsgruppe gegründet, die versucht herauszufinden, wieso derart viele Mädchen mit dem Schach aufhören. Mögliche Gründe könnten sein, dass sie nicht mehr mit den Jungs zusammen spielen mögen wenn sie etwas älter werden oder dass sie die Ausbildung höher gewichten als Schach.

Es gibt beim Nachwuchs eigens Frauen-Schachturniere. Ist das sinnvoll?

Viele Mädchen spielen sicher lieber unter ihresgleichen – andere würde aber viel lieber auch beim Turnier gegen Jungs antreten. Aber es ist wohl schon sinnvoll, dass man den Mädchen eine eigene Plattform bietet, auf der sie sich untereinander messen können.

Es gibt sehr unterschiedliche Meinungen in unserem Verband.

Ein Argument gegen spezielle Schachturniere für Frauen lautet, dass das Niveau dort viel tiefer ist, entsprechend müssen Frauen viel weniger trainieren, um gut abzuschneiden – sie erreichen so also kaum ein Spitzenniveau im Vergleich zu Männern. Sehen Sie das auch so?

Ich verstehe diese Argumentation sehr gut. Es stellt sich allerdings die Frage, ab wann man die Mädchen schwächt, weil man sie unter sich spielen lässt – und ab wann man sie stärkt, wenn man sie mit den Jungs spielen lässt. Diese Diskussion wird geführt und dazu gibt es sehr unterschiedliche Meinungen – auch in unserem Verband.

Werden die Mädchen und Frauen eines Tages konstant mit den besten Jungs und Männern mithalten können?

Ob es so weit kommt, weiss ich nicht. Ich hoffe jedoch stark darauf, dass wir die Basis bei den Mädchen stärken können, damit es dereinst so weit kommt.

Podcast News Plus

Die News und was dahinter steckt. Mit News Plus gehst du gut informiert in den Feierabend.

Weitere Audios und Podcasts

Das Gespräch führte Isabelle Maissen.

SRF 4 News aktuell vom 7.12.2020, 06.45 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel