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Regentonne
Legende: Die Asiatische Tigermücke mag es nass. Zum Beispiel in der Regentonne. imago

Kampf gegen Tigermücke «Blumentopfuntersätze und Regentonnen leeren!»

Die Asiatische Tigermücke – nun auch in der Schweiz zu finden – kann das gefährliche Denghue-Fieber oder das Zikavirus übertragen. Müssen wir uns vor ihr fürchten? SRF hat mit Experte Pie Müller gesprochen.

Pie Müller

Insektenforscher

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Pie Müller arbeitet am Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut. Im Auftrag des Bundes leitet er das Tigermücken-Überwachungssystem.

SRF News: Wie gefährlich, Herr Müller, sind Asiatische Tigermücken in der Schweiz? Müssen wir uns vor Epidemien fürchten?

Pie Müller: Damit solche Krankheit übertragen werden, müssen verschiedene Faktoren zusammenkommen. Es braucht zunächst eine Mücke dazu, die dieses Virus übertragen kann. Das können nicht alle Stechmücken. Die Asiatische Tigermücke kann Dengue, Chigugunia und eben höchstwahrscheinlich auch das Zika-Virus übertragen.

Darüber hinaus muss die Mücke aber auch einen Menschen stechen, der genügend Viren im Blut trägt, dass diese von der Mücke aufgenommen werden können. Erst dann ist die Stechmücke infektiös. Und schliesslich muss die Mücke genügend lange überleben, um jemand anderen zu stechen. Erst dann wird die Krankheit übertragen.

Für eine Epidemie braucht es sehr, sehr, sehr viele Mücken und auch viele Menschen, die bereits krank sind.

Damit all diese Faktoren gegeben sind, braucht es relativ viel. Wenn man sich eine Epidemie vorstellt braucht es sehr, sehr, sehr viele Mücken und auch viele Menschen, die bereits krank sind, bis es überhaupt zu einem grossflächigen Ausbruch kommt.

Auf der anderen Seite kann man nicht ausschliessen, dass vielleicht einzelne Krankheiten übertragen werden. Aber ich würde das Risiko, dass sich solche Krankheiten grossflächig ausbreiten, für die Schweiz als sehr klein betrachten.

Wenn man in die Zukunft schaut, nimmt dann diese Gefahr einer flächendeckenden Ansteckung zu?

Wenn man jetzt überhaupt nichts gegen die Asiatische Tigermücke unternimmt, wenn sich die Mücke also weiter verbreiten kann. Auch vor dem Hintergrund, dass immer mehr Menschen in Gebiete reisen, in denen sie sich mit solchen Krankheiten anstecken können. Deshalb ist es wichtig, dass man frühzeitig eingreift und die Population möglichst gering hält.

Was machen die Behörden, um diese Tigermücke zu bekämpfen?

Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) koordiniert die Überwachung. Wir haben einen Auftrag vom Bafu, entlang der Hauptverkehrsachen Fallen aufzustellen, um zu überwachen, ob diese Mücken oder andere invasive Arten eingeschleppt werden. Die effektive Bekämpfung ist dann Sache der Kantone.

Bei der Asiatischen Tigermücke handelt es sich um eine eine der invasivsten Arten überhaupt.

Da ist beispielsweise der Kanton Tessin sehr gut aufgestellt. Und in Basel-Stadt wurden letztes Jahr zum ersten Mal ganz punktuell Insektizide gegen die Asiatische Tigermücke eingesetzt. Und auch dieses Jahr wurde das wiederholt, um zu verhindern, dass sich die Mücke weiter ausbreitet.

Kann auch die Bevölkerung etwas tun, dass sich die Mücke hier nicht weiter ausbreitet?

Die Asiatische Tigermücke brütet im kleinen Wasseransammlungen, zum Beispiel in Blumentopfuntersätzen oder in Regentonnen. Eine Möglichhkeit ist, diese Gefässe regelmässig zu entleeren. Die Entwicklungszeit ist je nach Temperatur eine Woche oder länger. Deshalb sollte man diese Gefässe wöchentlich leeren. Wenn man sie nicht leeren kann, sollte man sie zudecken oder allenfalls mit einem Insektizid behandeln. Da gibt es Insektizide, die spezifisch gegen Mückelarven wirken.

Bringt man die Tigermücke je wieder aus der Schweiz weg?

Wenn man frühzeitig eingreift, wenn sie wirklich punktuell vorkommt, hat man die Chance, sie zu eliminieren. Aber was schwierig ist – das zeigt gerade auch der Kanton Tessin: Man hat regelmässig Neueinschleppungen.

Wahrscheinlich ist es unmöglich, die Mücke ganz zu eliminieren.

Bei der Asiatischen Tigermücke handelt es sich um eine eine der invasivsten Arten überhaupt. Wahrscheinlich ist es unmöglich, die Mücke ganz zu eliminieren. Aber die eingesetzten Methoden haben gezeigt, dass man immerhin die Populationsdichte herunterdrücken kann, um einerseits die Belästigung möglichst gering zu halten und andererseits auch die Möglichkeit von Krankheitsübertragungen einzudämmen.

Das Gespräch führte Iwan Santoro.

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