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Kirche und Homosexualität Der Papst reicht den «Kindern Gottes» die Hand – die Kirche auch?

Kein Beben, aber ein Signal: Die Äusserungen des Papstes gegenüber Homosexuellen stossen auf positives Echo.

Homosexuelle sind Kinder Gottes, sie haben das Recht auf eine Familie. (…) Wir müssen ein Gesetz für zivile Partnerschaften schaffen – denn sie haben auch das Recht, rechtlich abgesichert zu sein.
Autor: Papst Franziskus

Die Worte von Papst Franziskus im Dokumentarfilm «Francesco» lassen aufhorchen. Das katholische Kirchenoberhaupt spricht sich darin dafür aus, dass gleichgeschlechtliche Paare rechtlich anerkannt werden sollen.

Der Vatikan tut sich traditionell schwer im Umgang mit homosexuellen Gläubigen. Manifestiert sich nun eine Abkehr der bisherigen Haltung der katholischen Kirche? «Es ist eine bemerkenswerte Aussage», sagt Norbert Bischofberger, Religionsexperte bei SRF.

Franziskus' «Privatmeinung»?

Doch es gelte, zwischen der offiziellen Linie der Kirche und Franziskus’ Äusserungen in einem Film zu unterscheiden. «Eigentlich ist es die Privatmeinung von Jorge Mario Bergoglio», sagt Bischofberger.

Als Papst hat der Mann aber durchaus Einfluss auf die theologischen Debatten im Innern des Vatikans. «Franziskus setzt Signale. Wenn er eine solche Aussage in einem offiziellen lehramtlichen Dokument oder bei einer Kirchenversammlung machen würde, müssten wir sie aber höher werten.»

Pink Cross: «Papst spricht sich für unsere Liebe aus»

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Roman Hegglin, Geschäftsleiter der Schwulenorganisation Pink Cross, ist erfreut über die Aussage des Papstes. «Er hat sich sehr klar für die eingetragene Partnerschaft und damit auch für unsere Liebe ausgesprochen.»

Überrascht hat Hegglin die Wortmeldung des Papstes nicht – denn schon schon als Erzbischof von Buenos Aires habe Jorge Mario Bergoglio vergleichbare Äusserungen gemacht. «Wenn er so etwas als Papst sagt, hat es aber viel grössere Wirkung – auch in Ländern, die noch nicht so weit sind.»

Und auch wenn das Interview des Papstes konkret nichts ändert: Für homosexuelle Gläubige sei es ungemein wichtig zu hören, dass es okay sei, wie man sein Leben lebe und auch nichts verstecken müsse.

«Es ist aber nicht das Ende der Fahnenstange», sagt Hegglin. Denn in der heutigen Zeit würde Pink Cross erwarten, dass der Papst nicht nur für die eingetragene Partnerschaft, sondern auch für die «Ehe für alle» einstehe.

Schon 2013 äusserte sich Franziskus positiv gegenüber homosexuellen Menschen. Auf einem Flug von Brasilien zurück nach Rom sagte er vor Journalisten: «Wer bin ich, um Schwule zu verurteilen?»

Das habe aber mehr oder weniger der offiziellen Haltung der römisch-katholischen Kirche entsprochen, so der Religionsexperte von SRF: «Homosexuelle Menschen werden abgelehnt. Sie werden aber nicht verurteilt.» Und im Katechismus werde Homosexualität nach wie vor als «unordentlich» oder gar als Sünde bezeichnet.

Die römisch-katholische Kirche hat in ihrer Geschichte stark zur Diskriminierung von homosexuellen Menschen beigetragen.
Autor: Norbert Bischofberger Religionsexperte bei Radio und Fernsehen SRF

Zuletzt gilt es, die Verlautbarung des Papstes richtig einzuordnen: Franziskus sprach sich im Interview lediglich für die eingetragene Partnerschaft aus, und nicht etwa für die «Homo-Ehe» – und schon gar nicht für die gleichgeschlechtliche Ehe im Rahmen der römisch-katholischen Kirche.

Franziskus’ Äusserung sei ein Zeichen der Hoffnung, schliesst Bischofberger. «Aber vergessen wir nicht, dass die römisch-katholische Kirche in ihrer Geschichte stark zur Diskriminierung von homosexuellen Menschen beigetragen hat.» Und an der offiziellen Lehre ändere sich vorderhand nichts.

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