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Paolo Bernasconi
Legende: Als Tessiner Staatsanwalt erarbeitete sich Paolo Bernasconi den Ruf des unerbittlichen Kämpfers gegen Geldwäscherei. Keystone

Kriminal-Einmaleins Ein unermüdlicher Kämpfer für seine Gerechtigkeit

Geldwäscher, Wirtschaftskriminelle, Abzocker, Pädophile: sie alle hatte Paolo Bernasconi schon im Visier. In der Deutschschweiz nannte man den ehemaligen Tessiner Staatsanwalt «Mafia-Jäger». Ein Cliché, sagt er. Er kämpft für saubere Geschäfte, für Gerechtigkeit und für Opfer: an allen Fronten.

Mit nur 26 Jahren war Paolo Bernasconi Staatsanwalt des Kantons Tessin – und machte sich umgehend einen Namen mit seinem Kampf gegen Geldwäscherei und Steuerhinterziehung. Prozesse, die er führte, machten international Schlagzeilen.

Später arbeitete er den Vorschlag für das Schweizer Geldwäschereigesetz aus (unter Bundesrätin Elisabeth Kopp), und beriet die Vereinten Nationen, den Europarat und die OECD in ähnlichen Fragen.

«Alte Geschichten»

Paolo Bernasconi kennt die Medien: sie wollen Geschichten. Kommt seine Zeit als Tessiner Staatsanwalt zur Sprache, die Zeit zwischen 1969 und 1985, in der er entschlossen gegen Wirtschaftskriminelle Prozesse führte, redet er zwar darüber, aber lieber redet er über die Gegenwart. Denn hier liege vieles im Argen. Nicht nur im Bereich Wirtschaftskriminalität. Sondern auch im Bereich der Politik.

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Diese Wirtschaftskrimis beschäftigten die Schweiz

Als Parteiloser hat er Dutzende von parlamentarischen Vorstössen auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene geschrieben, die von Parlamentariern verschiedener Parteien unterschrieben wurden. Pointiert kritisiert er die Lega dei Ticinesi und wirft ihr unter anderem vor: diese sei nur für ein Pro-Bordellengesetz, weil sie ihre Wochenzeitung mit Inseraten für Prostituierte finanziere. Im Kanton Tessin gibt es mehr Bordelle als anderswo in der Schweiz, und weil Kriminalität meist nicht weit ist, kämpft er gegen Grossprojekte im Rotlichtmilieu.

Gerechtigkeit für Opfer

In den 1970er Jahren setzte er sich für Flüchtlinge aus Chile ein, heute engagiert er sich für die Aufnahme von Flüchtlingen aus Syrien. Er amtet als Präsident des Vereins Marche Blanche, der sich mit Initiativen gegen Sexualverbrecher und Pädophile einen Namen gemacht hat. Er befürworte harte Strafen gegen solche Täter. Im Namen der Opfer. Sein Engagement und sein Wissen hat er stets weitergegeben, indem er an verschiedenen Universitäten im In- und Ausland lehrte. Und er ist heute noch Anwalt, Wirtschaftsanwalt. Ruhestand? Gibt es für den Mann nicht.

Paolo Bernasconi war vom 21. bis 25. Juli 2014 Gast im «Rendez-vous». Die fünf Gespräche:

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