Die Leipziger Buchmesse ist wegen des Coronavirus abgesagt worden. Der Direktor der neben Frankfurt grössten Buchmesse Deutschlands, Oliver Ziller, sprach im Deutschlandfunk Kultur von einer schockartigen Situation.
Veranstalter kann es kaum fassen
Man könne spontan gar nicht ermessen, was die Absage bedeute, so Ziller. «Das ist, wie wenn man in einem Hochgeschwindigkeitszug sitzt, der eine Vollbremsung einleitet – alle fliegen durch die Luft und knallen mit dem Kopf gegen die Wand.» Man müsse jetzt klug überlegen, um bestimmte Elemente der Leipziger Buchmesse doch noch zu retten.
Bis Ende der Woche will die Messe bekannt geben, wie sie mit den Preisen umgeht, die zu den renommiertesten gehören, die man im Bereich Belletristik, Essayistik und Übersetzung im deutschsprachigen Raum gewinnen kann. Die Leipziger Buchmesse ist sowohl ein Branchentreffen wie auch ein Publikumsmagnet. Im Mittelpunkt stehen Leserinnen und Leser, Autorinnen und Autoren.
Schwerer Schlag für die Verlage
Auch für die Verlage bedeutet die Absage einen schweren Schlag. «Je kleiner der Verlag, umso härter trifft es ihn», sagt Julia Knapp, Redaktionsleiterin des Branchenmagazins des Schweizer Buchhandels.
Für die kleinen Verlage sei die Teilnahme an einer Messe oft die einzige Marketingausgabe, die sie sich leisten könnten – und ein Grossteil der Kosten würde jetzt anfallen, obschon die Messe ausfalle. «Für einen grösseren Verlag mit einem grossen Stand sind die Kosten allerdings viel grösser.»
Derzeit ist noch unklar, ob und wie die finanziellen Einbussen abgefedert werden können. Das eigentlich Schlimme sei aber der Wegfall der Aufmerksamkeit, sagt Knapp. Denn nur zur Eröffnung der Leipziger und der Frankfurter Buchmesse schaffe es das Buch bis in die Hauptnachrichten.
Für kleine Verlage existenzbedrohend
Hinzu komme, dass die Messe Leipzig für die Branche ein Multiplikator sei. Dort seien jeweils Autoren, Buchhändlerinnen und Medien anwesend, die alle an einem Ort kontaktiert und informiert werden könnten. «Die muss man jetzt alle einzeln bedienen – das ist natürlich viel aufwendiger.»
Anders als Frankfurt ist Leipzig keine Fachmesse. In Leipzig geht es zum Beispiel nicht um den Handel mit Lizenzen. Hier treffen die Verlage auf die Käuferinnen und Käufer ihrer Produkte. Man komme ins Gespräch und könne so auf einfache Weise direkte Reaktionen auf die eigenen Bücher abholen, sagt Knapp. «Das fällt jetzt weg.»
Trotzdem ist sie optimistisch, dass sich die Branche auch von diesem Schlag erholen wird – so schnell sterbe das Buch nicht. Aber für die kleinen Verlage, auch jene in der Schweiz, könne der Wegfall der Leipziger Buchmesse durchaus existenzbedrohend sein.
Link zum Thema
SRF 2 Kultur-Aktualität, 4.3.2020, snep;gfem